5.10.2009 - kath.net
Warum 'Wir-sind-Laien' vom Vatikan keine Antwort bekommen hat
Wien (kath.net) Einige Alt-68er der österreichischen Kirche haben am vergangenen Freitag wieder einmal der Katholischen Kirche mit Konsequenzen gedroht, falls die "üblichen Forderungen" (Zölibatsabschaffung, Diakonweihe für Frauen) der Gruppe, die de facto ein Teil der nicht-kirchlichen "Wir-sind-Kirche-Bewegung" ist, nicht erfüllt werden. An der Spitze der "Laieninitiative" steht der Ex-Volksanwalt Herbert Kohlmair, der sich bei einer Pressekonferenz mockierte, dass er von Rom noch keine "direkte Antwort" auf einen Brief, der vor einigen Wochen nach Rom übermittelt wurde, bekommen habe. Kohlmaier, der regelmäßig in der inoffiziellen "Wir-sind-Kirche"-Postille "Kirche In" publizieren darf, droht jetzt der Kirche im Zusammenhang mit einer Pressekonferenz von "Wir sind Kirche" mit Konsequenzen.
Sollten die Vorschläge zur Beseitigung des Seelsorge-Notstandes – wie die Abschaffung des Pflicht-Zölibats, die Diakonweihe für Frauen, die Zulassung eines erweiterten Personenkreises, auch inzwischen verheirateter Priester, zum Vollzug sakramentaler Handlungen – weiter abgelehnt werden, sei ein "breit organisierter loyaler Ungehorsam" geplant, zitiert die "Wiener Zeitung" Kohlmaier, der damit auch die "unerträglichen Mängel des klerikalen Systems" sichtbar machen möchte.
In der kircheneigenen "kathpress" heißt es in einem Bericht über die Pressekonferenz zu der Drohung von Kholmair dann später in einem Internetbericht: "Die "Laien-Initiative" werde künftig einen "loyalen Konfrontationskurs" verfolgen, kündigte Kohlmaier an. Man wolle engagierte Katholiken sammeln und "unter Wahrung des noch immer bestehenden wertvollen Kirchenlebens neue Wege der Glaubenspraxis beschreiten, die sich von Überholtem trennt, nicht aber von der Kirche selbst und deren achtenswerten Einrichtungen". Was dies konkret bedeute, ließ Kohlmaier offen."
Was mit den Drohungen aber gemeint sein könnte, hat Hans Peter Hurka von "Wir sind Kirche" allerdings bei der Pressekonferenz durchaus angesprochen. Ein Kirchenbeitragsboykott sei "eine Möglichkeit", meinte er laut "Wiener Zeitung" und es sei "höchste Zeit, dass die Menschenrechte auch in der Kirche eingehalten und garantiert werden". Man drohe nicht "mit der geballten Faust", hob auch der Linzer Völkerrechtler Heribert Köck hervor, man wolle mit der Hierarchie im Gespräch bleiben, aber auf die Dauer würden sich die Laien nicht "auf der Nase herumtanzen" lassen.
Im Vatikan selbst besteht offensichtlich wenig Interesse, die bereits bekannten und abgehandelten Themen der nichtkirchlichen Gruppierung besonders zu würdigen. Ein Kurienmitarbeiter zeigte sich am Montag im Gespräch mit kath.net nicht überrascht, dass die "Laieninitiative" noch keine Antwort erhalten hat: „Die Mitarbeiter des Heiligen Vaters haben vermutlich derzeit andere, positivere Prioritäten. Das Priesterjahr zeigt in vielen Ländern bereits schöne Früchte und bei der Synode spricht man über Afrika. Dort platzen die Seminare aus allen Nähten. Gebet, Engagement und Heiligkeit werden sicher mehr bewirken als Unterschriftensammlungen und Pressekonferenzen auf Konfrontationskurs gehen muss. Wir sind doch nicht in der Politik.“
Zuletzt geändert am 05.10.2009