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Veröffentlicht am 14­.10.2010

14.10.2010 - Die Presse

Verheiratete weihen? Bischof Krätzl fordert Umdenken

Wiens früherer Weihbischof Helmut Krätzl sieht in der Ehelosigkeit den Grund für den Priestermangel. Er plädiert für die Priesterweihe von verheirateten bewährten Männern. "Die Menschen brauchen die Kirche."

„Wir müssten allein um der Sakramente willen viri probati, also verheiratete bewährte Männer, zur Priesterweihe zulassen“, plädierte Weihbischof Helmut Krätzl am Dienstagabend, zum Auftakt der neuen Diskussionsveranstaltung „Dialog“ im oberösterreichischen Stift Schlägl, an die Kirchenleitung. Der Priesternachwuchs sei in einem Ausmaß gesunken, der zu denken geben müsse: „Wenn die Ehelosigkeit schuld am Priestermangel ist, und das ist sie für mich, dann müssen wir umdenken.“

Krätzl, der seit 2008 emeritiert ist und als ein Verfechter der Verwirklichung des Zweiten Vatikanischen Konzils gilt, kritisierte auch den Reformstau in der katholischen Kirche: „Die Menschen brauchen die Kirche. Die Kirche muss sich von den Menschen herausfordern lassen und nicht an ihnen vorbei leben!“

Zeit für Priesterinnen „noch nicht reif“ Mit seiner Aussage zur Weihe der viri probati heizt er den lange schwelenden Konflikt rund um den Pflichtzölibat erneut an. Die Weigerung des Vatikans, Verheiratete zur Weihe zuzulassen, hat im Mai auch der nun emeritierte Bischof von Eisenstadt, Paul Iby, im Interview mit der „Presse“ beklagt: „Ich würde es sehr begrüßen, wenn man die viri probati zulassen würde. Wenn ich sehe, wie viele verheiratete Diakone ich habe! Das sind bewährte Männer. Wenn man die zu Priestern weihen könnte, würden wir uns angesichts des Priestermangels viel leichter in der Seelsorge tun.“Für die Weihe von Frauen sei die Zeit „aus soziokulturellen Gründen“ noch nicht reif, meinte Krätzl: „Obwohl aus theologischer Sicht nichts dagegen spricht.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2010)

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Zuletzt geändert am 25­.10.2010