November 2011 -
Offener Brief an die Mitchristen der Diözese von Rouen.
Wir sind eine Gruppe von katholischen Laien der Diözese von Rouen. Wir haben einer Stellungnahme von Priestern unserer Diözese Fragen vorgefunden, die es verdienen, in größerem Umfang diskutiert zu werden, weil sie das Leben unserer Kirche betreffen.
Wenn wir die Botschaft des Konzils hinsichtlich der umfassenden Berufung aller Getauften ernst nehmen, ebenso wie die Lage, in der sich unsere kleinen verstreuten Gemeinden befinden, wenn wir davon ausgehen, dass es immer mehr engagierte und gut ausgebildete Laien gibt, die durchaus in der Lage sind, Verantwortung zu übernehmen, dann erscheint es auch uns als Laien wichtig, uns diesem Vorgehen anzuschließen, damit diese katholische Kirche, der wir verbunden sind, sich wandelt. Diese Kirche erscheint uns zu ängstlich, ja es fehlt ihr der Mut, eine für heutige Zeit notwendige Antwort auf die Bedürfnisse des Gottesvolkes und der Welt zu geben.
Es war der Wunsch der Synode „den Auftrag anzuerkennen, der den gläubigen Laien anvertraut ist als Antwort auf die gegenwärtige Situation der Kirche vor Ort „(IV.15). Inzwischen ist es jedoch notwendig geworden, die gemachten Vorschläge noch weiter gehend und schneller voran zu treiben, damit Laien und Priester gemeinsam und kollegial die christlichen lebendiger gestalten können. Alle müssen in die Lage versetzt werden, überall und immer das Wort, das Brot und den Wein zu teilen.
Es ist durchaus vorstellbar, dass eine Stadt- oder Landgemeinde, der Eucharistie und Verkündigung fehlen, sich zusammen findet, eine oder zwei Personen namentlich vorschlägt, erfahrene Frauen und Männer, verheiratet oder nicht, ein Amt zu übernehmen, das der Gemeinschaft dient, und das dies vom örtlichen Bischof akkreditiert wird. Es geht hier keineswegs darum, den Zölibat für diejenigen abzulehnen, die Priester werden wollen. Wir möchten, dass die katholische Kirche ab sofort darüber nachdenkt, dass bei der Ordination der für Eucharistie und Verkündigung Verantwortlichen weiter gehenden Kategorien gedacht wird, wie dies in den orientalischen und anderen christlichen Kirchen bereits der Fall ist.
Wir wünschen uns ebenso, dass über die Berufungen zum ständigen Diakonat (zu schwach besetzt in unserer Diözese) intensiver nachgedacht wird. Dies wurde im Vaticanum II beschlossen und es wird zu wenig genutzt.
Wir wünschen uns ebenso, dass die Möglichkeiten zur Laienpredigt, und zwar für Frauen und Männer, mehr anerkannt und wieder genutzt werden, wie dies nach dem Vaticanum II der Fall war und heute zunehmend vernachlässigt wird. Viele in unserer Diözese sind durch eine entsprechende Ausbildung bestens darauf vorbereitet.
Wir wünschen uns ebenso, dass die Kirche damit aufhört, wieder verheirateten Geschiedenen den Zugang zur Kommunion zu verweigern, im Namen einer disziplinarischen Maßnahme, die unnötige Leiden verursacht.
Schlussendlich ist höchste Zeit, einen Dialog zwischen Priestern und Laien zu beginnen, der diesen Namen verdient, ebenso zwischen Christen mit unterschiedlichen Glaubenswegen, denn es ist viel wichtiger, unseren Zeitgenossen und Mitmenschen eine Verkündigung zu bringen, die sich eher als „Frohe Botschaft“ erweist, als die moralische Regeln, die unverständlich sind und außerdem nicht befolgt werden.
Wir teilen die Ungeduld von Pfarrer Bessière, der am 18.10.2011 geschrieben hat: „Tausende von Christen entfernen sich „auf Fußspitzen“ ohne gehört zu werden, während die Kirche die so genannten „Integristen“ hofiert (…..) Lasst uns nicht schuldigt werden an der diskreten Beerdigung des Vaticanum II ?“
Ja, wir gehören zu denjenigen, die sich eine Kirche wünschen, die sich heute der Nöte und Erwartungen der Frauen und Männer annimmt, eine Kirche, die solidarisch ist mit den Armen und Ausgegrenzten.
Übersetzung aus dem Französischen: Hanns Peters, München – 27.11.2011
Zuletzt geändert am 28.11.2011