| |
Veröffentlicht am 16­.02.2012

13.2.2012 - Süddeutsche Zeitung

Aufstand im Bistum Augsburg

'Es ist Zeit, dass etwas passiert': Priester und Laien rufen zu Protesten gegen die Reformpläne von Bischof Zdarsa auf

Augsburg - Unter den Katholiken in Schwaben formiert sich aktiver Widerstand gegen Bischof Konrad Zdarsa und seine Bistumsreform. Unter dem Motto 'Lasst die Kirche im Dorf' wird für den zweiten Fastensonntag (4.März) zu Protestkundgebungen in allen Pfarrgemeinden aufgerufen: Die Gläubigen sollen nach dem Gottesdienst eine Menschenkette um ihre Kirche bilden. 'Wir umarmen unsere Gotteshäuser, das kann uns keiner verbieten', sagt Regionaldekan Reinhold Lappat. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung planen Priester und Laien auch eine Protestkundgebung auf dem Augsburger Rathausplatz. Ob diese stattfinden wird, machen die Organisatoren aber vom Hirtenbrief des Bischofs abhängig.

In diesem Hirtenbrief will Zdarsa am ersten Fastensonntag weitere Details zu der angekündigten Neustrukturierung des Bistums verkünden. Ende Januar hatte der Bischof erklärt, wie er sich angesichts des akuten Priestermangels künftig die 'pastorale Raumordnung' vorstellt: Die derzeit 1000Pfarrgemeinden will er bis 2025 durch Fusionen zu 200Seelsorge-Einheiten zusammenfassen. Zudem sollen die Pfarrgemeinderäte abgeschafft und durch Pastoralräte ersetzt werden. Dabei sollen die Laien nur noch als 'Moderator' fungieren. Am umstrittensten ist Zdarsas Verbot von Wortgottesdiensten an Sonn- und Feiertagen. Er fordert die Gläubigen auf, in Zukunft aus ihren Dörfern zur Eucharistiefeier in eine zentrale Kirche zu fahren - anstatt wie bisher von Laien gestaltete Gottesdienste am Ort zu besuchen.

'Wir glauben, dass es andere Antworten auf den Priestermangel geben könnte', schreiben die Initiatoren der Aktion 'Kirche umarmen'.

Die Macher gehören zu der Initiative 'Heute Kirche sein'. Dieses Gesprächsforum hatte 2010 in der Prügel- und Lügenaffäre um den damaligen Bischof Walter Mixa in der sogenannten Pfingsterklärung das Bistum zum Neuanfang aufgefordert.

Im Flyer zur aktuellen Aktion heißt es: 'Wir wollen der Bistumsleitung ein Zeichen geben, dass wir mit ihren Plänen zur Umstrukturierung der Diözese nicht einverstanden sind.' Zudem ist die Demonstration als Zeichen der Solidarität gedacht 'für jene Gemeinden, deren Kirche als Kirche vor Ort geopfert werden soll zugunsten einer Zentrumskirche'.

Mitinitiator Max Stetter berichtet: 'Viele Leute sagen, es ist höchste Zeit, dass was passiert.' Ihm zufolge haben bereits zahlreiche Pfarrgemeinderäte und Institutionen ihre Unterstützung angekündigt. 'Die Menschen auf dem Land sehen durchaus ein, dass eine Reform nötig ist', betont er, 'aber die Art und Weise, wie das von oben herab verordnet wurde, ist unter aller Würde.'

http://www.sueddeutsche.de/V5O38c/471138/Aufstand-im-Bistum-Augsburg.html

Zuletzt geändert am 16­.02.2012