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Veröffentlicht am 17­.10.2012

Oktober 2012 - Ja Kirchenzeitung

Zulehner: „Wiener Strukturreform ist Steilvorlage für die Pfarrer-Initiative“

Der jetzige Vorschlag einer Strukturreform der Erzdiözese Wien sei „eine Steilvorlage für die Pfarrer-Initiative,“ sagte der Pastoraltheologe Paul M. Zulehner in einem Interview mit der „Wiener Zeitung“.

Die Pfarrer-Initiative müsse nur den Unmut, der jetzt vorhanden ist, abschöpfen und politisch ummünzen. Das sei ein „unverdienter Erfolg“. Ihm wäre es lieber, die Bischöfe würden wie die deutschen von sich aus in die Offensive gehen und Reformthemen breit diskutieren lassen: „Alle Fachleute für Management sagen: Wenn man ohne die Beteiligung der Betroffenen tiefgreifend verändert, wird man scheitern.“

Nicht nur Kleingemeinden, sondern auch Pfarrgemeinden mit einer längeren Geschichte werden nach Zulehners Auffassung durch die Strukturreform in der Erzdiözese Wien radikal verändert. Er befürchtet, die Gemeinden hätten das Gefühl, abgewertet zu werden. Das löse wahrscheinlich schweren Widerstand unter den Betroffenen aus.

Zulehner glaubt, dass man in Wien von Frankreich gelernt habe: „Der Brückenkopf ist vermutlich die Gemeinschaft „Emmanuel“, deren Österreich-Vertreter Otto Neubauer wohl eine der tragenden Kräfte hinter dieser Reform ist. Seine Annahme ist, dass die Pfarrgemeinden am Ende sind, und das hat er auch in einem Referat dem Papst vortragen dürfen.“

Zulehner hat eine Online-Umfrage initiiert, in der gefragt wird, ob die Leute auch woanders in die Messe gehen würden. „Wir wissen schon aus anderen Studien: Die Hälfte der Leute bleibt weg, wenn es vor Ort keine Feier der Eucharistie gibt. Wir beschleunigen gleichsam die Entkirchlichung durch Strukturreformen „von oben“. Wie es der Innsbrucker Alt-Bischof Reinhold Stecher einmal klug formuliert hat: Nicht die Leute ziehen sich von der Kirche zurück, sondern die Kirche von den Menschen.“

Zulehner glaubt, dass die österreichische Kirche zurzeit durch die deutschen Bischöfe „links“ überholt werde. Diese haben jetzt eine Kommission zur Frage der Scheidung und Wiederverheiratung - ein Hauptthema der österreichischen Pfarrer-Initiative - eingesetzt. Und ein zweites Anliegen der Pfarrer-Initiative werde jetzt mit den Strukturreformen diskutiert: Wie könne in gläubigen Gemeinden morgen Eucharistie mit einem verfügbaren Priester gefeiert werden? Und nur um diese zwei Fragen gehe es letztlich.

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Zuletzt geändert am 17­.10.2012