22.7.2013 - KNA
Weltjugendtag: Theologe Boff erwartet wichtige Impulse vom Papst
Boff erklärte, seit seiner Wahl im März habe Papst Franziskus bereits wichtige Impulse gesetzt. So habe er seine Arbeit nicht mit der Reform der römischen Kurie begonnen, sondern mit der Erneue-rung des Papstamtes. "Er will beweisen, dass der Papst selbst mit gutem Beispiel vorangehen muss", sagte der Theologe. "Er ist bescheiden, direkt, nah bei den Menschen und frei von Symbolen der Macht." Dies sei kein Populismus, "sondern tief empfundene Liebe zu den Armen und ein neues Verständnis von der Rolle des Papstes".
Boff äußerte die Hoffnung, "dass Franziskus den Kräften in Lateinamerika Rückenwind verleihen wird, die für die soziale Gerechtigkeit kämpfen". Diese Aufgabe sei unter den Päpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI. vernachlässigt worden. "Kirchenmänner, die sich ihr widmeten wurden bekämpft", kritisierte der Theologe.
Boff ist einer der bekanntesten Vertreter der Theologie der Befreiung. Sie entstand in den 1960er und 1970er Jahren angesichts der politischen und sozialen Lage in Lateinamerika. In ihrem Mittel-punkt steht die "Option für die Armen". Die vatikanische Glaubenskongregation unter Kardinal Jo-seph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., stellte 1984 und 1986 die Unvereinbarkeit zwi-schen der kirchlichen Lehre und einer marxistisch verstandenen Befreiungstheologie fest. Der Vatikan erteilte Boff 1985 ein Rede- und Lehrverbot. Sieben Jahre später gab der Brasilianer sein Pries-teramt auf und verließ den Franziskanerorden.
Zuletzt geändert am 23.07.2013