21.6.2017 - KNA
Kardinal Kasper: Reformationsjahr darf nicht folgenlos bleiben
Seit der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre, die Katholiken und Lutheraner 1999 unterzeichneten, seien viele weitere Dokumente offizieller Dialoggremien entstanden, die deutlich machten, dass sich die Kirchen "sehr, sehr nahe gekommen sind", zumindest Katholiken und Luther-aner. "Das Schlimme aus meiner Sicht ist, dass man diese neuen Dokumente nicht rezipiert hat", bemängelte der Kardinal. Dies müssten nun beide Kirchen tun. Die Erklärung zur Rechtfertigungslehre habe es zudem möglich gemacht, dass die Kirchen das Gedenken an 500 Jahre Reformation 2017 als "Christusfest" gemeinsam feiern könnten.
Gleichzeitig betonte Kasper, dass es bei unterschiedlichen Kirchen bleiben werde. Es gehe darum, voneinander zu lernen und einen Austausch der verschiedenen Gaben zu pflegen. Ähnlich äußerte sich der frühere bayerische Ministerpräsident und Vizepräses der Evangelischen Kirche in Deutschland, Günther Beckstein (CSU). Auch in 500 Jahren werde es keine Wiedervereinigung der Kirchen geben. Dies müsse jedoch als Bereicherung verstanden werden, betonte Beckstein. Es gehe darum, unterschiedliche Frömmigkeitsformen zu akzeptieren.
Der CSU-Politiker bedauerte, dass die katholische Kirche etwa beim Kommunionempfang für Protestanten seit dem Ökumenischen Kirchentag in Berlin 2003 wieder strikter geworden sei. Als Mitglied der Staatsregierung habe er bei verschiedenen Staatsakten oder Gedenkgottesdiensten die Kommunion empfangen. Er erinnere sich an einen Gedenkgottesdienst für Polizisten, bei dem ihm ein Erzbischof eine Hostie gereicht habe. Auf seinen Einwand hin, er sei Protestant, habe der katholische Geistliche geantwortet: "Es schadet Dir nicht, Bruder".
Zuletzt geändert am 26.06.2017