P. Walbert Bühlmann OFMCap. (1916 - 16.5.2007)
Sein gemäss Mitteilung des Kapuzinerordens bedeutendstes Werk erschien 1974, kurz vor der Welt-Bischofssynode, unter dem Titel: «Wo der Glaube lebt. Einblick in die Lage der Weltkirche». Das Buch wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und erregte internationales Aufsehen. In einem weiteren wichtigen Werk stellte er das Leben des «Jahrhundertpapstes» Johannes XXIII. vor.
Weit gereist und weltoffen
Geboren wurde Walbert Bühlmann 1916 in Gerliswil bei Luzern. 1935 trat er in den Kapuzinerorden ein. Nach der Priesterweihe promovierte er 1942 an der Universität Freiburg i. Ü. 1950 bis 1953 war er als Missionar in Tanganjika tätig, später folgten zahlreiche Studienreisen nach Afrika, Asien und Lateinamerika. Er war Dozent am Institut für Missionswissenschaft der Universität Freiburg i. Ü., Generalsekretär der Missionen des Kapuzinerordens mit Sitz in Rom, Professor für Missiologie an der Universität Urbaniana und Mitglied von zwei Kommissionen der Römischen Kongregation zur Evangelisierung der Völker.
Er setzte sich für eine Dezentralisierung der Kirche ein. Das dritte Jahrtausend werde die «Dritte Kirche» prägen – die Kirche des Südens, wo heute rund zwei Drittel der Katholiken leben. Immer häufiger kämen entscheidende Impulse für die Gesamtkirche aus Lateinamerika, Afrika und Asien.
«Nichts ist hoffnungslos»
Immer wieder trat er für die Reform der katholischen Kirche ein. «Mit nichts schadet man der Kirche und ihrer Mission mehr als durch Festhalten-Wollen an geschichtlich bedingten Formen», so seine Meinung. «Auftreten und nicht austreten» war sein Rat. Für seine Verdienste um die kirchliche Reform ernannte ihn die Tagsatzung im Bistum Basel zu ihrem Ehrenmitglied. Nun starb Walbert Bühlmann einen Tag, bevor in Allschwil die dritte Tagsatzung eröffnete wird.
Bis ins hohe Alter schrieb Walbert Bühlmann Bücher. Und stets war er eine Stimme der Zuversicht. In einem Interview mit der Neuen Luzerner Zeitung sagte er vor einigen Jahren: «Nichts ist hoffnungslos, solange wir nicht hoffnungslos sind.»
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Bühlmann war auch ein Freund der KirchenVolksBewegung. Zum 10-jährigen Bestehen schrieb er 2005:
Vielen Dank für Ihre Bemühungen und viel Mut zum Weitermachen. Mit Realitätssinn weiterhin hoffen auf Überraschungen! Ich habe meine Meinung in einem Artikel der Kipa vom 29. Juli 2005 dargestellt:
„Grundsätzlich stehe ich zu den Anliegen von „Wir sind Kirche“, doch im Vorgehen unterscheiden wir uns offenbar. ... Jene, die nach 100 Tagen „Schonzeit“ den Papst beurteilen, übersehen einen grundlegenden Unterschied gegenüber einem Staatspräsidenten. Letzterer hat nach der Wahl beispielsweise in den USA drei Monate Zeit, um seine Crew zusammenzustellen und gemeinsam zu planen. Tritt er dann sein Amt an, so ist er in der Lage, ein Regierungsprogramm vorzulegen. Nach 100 Tagen kann man dann seine Taten mit seinen Worten vergleichen.
Der Papst hingegen hat nach seiner Wahl keine andere Möglichkeit, als den ganzen Tross der vatikanischen Kurie zu übernehmen. Er hat jedoch erklärt, die Spitzenbeamten seien bestätigt „bis auf weiteres“ (donec aliter provideatur). Sie werden ihre fünfjähriqe Amtsdauer in ein bis spätestens vier Jahren absolviert haben – und dann kann der Papst sukzessive jene Elemente ersetzen, die nicht zu seinem Denken passen. Kurienreform wird seine erste und schwierige Aufgabe sein, die schon Paul VI. und Johannes Paul II. nicht befriedigend zustande gebracht haben. ...
Ich halte also fest an meiner Formel, die ich einen Tag nach der Wahl von Benedikt XVI. im Internet begründet habe: „Hoffen auf Überraschungen.“ Darin bin ich vielleicht mehr Realist als jene anderen, welche die realen Möglichkeiten eines neuen Papstes offenbar zu wenig kennen.“
P. Walbert Bühlmann, Olten/Schweiz
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Walbert Bühlmann 2002 in Radio kath.ch: "Ich hoffe, dass der Geist des 2. Vatikanischen Konzils noch ganz zum Druchbruch kommt."
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Zuletzt geändert am 16.05.2007