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Veröffentlicht am 23­.07.2007

23.7.2007

Bibeltheologe Joachim Kügler fordert neuen Umgang der Kirche mit Frauen

Katholische Kirche muss Gerechtigkeitslücke schließen
Kirche sollte sich auf uralte Traditionen neu besinnen

Bayreuth (UBT). Den bisherigen Umgang der katholischen Kirche mit Frauen hat der Bayreuther Bibeltheologe Professor Dr. Joachim Kügler (Lehrstuhl Katholische Theologie I) in einem Kongressbeitrag als Gerechtigkeitsproblem beklagt. Prof. Kügler betonte, dass eine traditionsverbundene Kirche wie die katholische sich selbstverständlich mit Umbrüchen schwer tue. Andererseits könne man auch sehen, wie gerade die älteste Tradition Lösungsimpulse für moderne Fragestellungen bereithielte. Kügler sagte, "allen Bemühungen zum Trotz gibt es immer noch keine echte Gleichberechtigung in der Kirche. Die Frauen sind von der strukturellen Herzmitte der Kirche ausgeschlossen." Viele Frauen sähen heute darin eine Gerechtigkeitslücke, welche die Kirche als Anwältin der Menschenrechte unglaubwürdig mache und auch für die gesamtgesellschaftliche Entwicklung die falschen Signale aussende. Auf diese Kritik aus der Mitte der Gesellschaft und aus der Mitte der eigenen Mitglieder müsse die Kirche angemessen reagieren.

In seinem bibelwissenschaftlichen Beitrag ging Professor Kügler auf das Taufbekenntnis ein, das Paulus im Galaterbrief zitiert. Er hob hervor, dass die einfache Unterscheidung von Sex (Geschlecht) und Gender (Geschlechtsrolle) nicht ausreiche. Allein in dem kurzen Bekenntnistext in Gal 3, den urchristliche Gemeinden zur Taufe sprachen, müsse "grammatikalisches Geschlecht", "Erlösungsgeschlecht" und "kirchliches Geschlecht" unterschieden werden. Für aktuelle Fragestellungen sei besonders relevant, dass das "kirchliche Geschlecht" keinerlei Unterschied zwischen Männern und Frauen kenne. Frauen nahmen deshalb unterschiedslos an allen Ämtern und Funktionen der Urkirche teil.

Der Bayreuther Theologieprofessor betonte, dass gerade eine traditionsverbundene Kirche wie die katholische sich auf solche uralten Traditionen neu besinnen müsse, um den Herausforderungen der Gegenwart gerecht zu werden. Vor allem der Ausschluss der Frauen vom Weiheamt werde als Diskriminierung empfunden. Für viele handele es sich hier um eine frauenfeindliche Ideologie. Man müsse sicherstellen, dass die Kirche nicht ihre eigenen Ursprünge verleugnet.

Zu bedenken sei auch, was das Verhalten gegenüber Frauen für die öffentlich-rechtliche Stellung der Kirche bedeute. Angesichts der Diskriminierungsverbote auf nationaler und europäischer Ebene sei es sogar zu befürchten, dass die Kirche auch rechtlich in Bedrängnis geraten könne. Prof. Kügler meinte dazu, "Es wäre doch ziemlich peinlich, wenn z.B. die Besoldung der Bischöfe aus allgemeinen Steuermitteln kippen würde, weil jemand dagegen klagt, dass der Staat Stellen finanziert, die Frauen allein aufgrund ihres Geschlechts nicht erreichen können."

Weitere Informationen bei
Professor Dr. Joachim Kügler
Tel. 09575-921380
Fax 09575-921381
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Joachim.kuegler@t-online.de

Quelle: http://www.uni-bayreuth.de/presse/mitteil/67-Kuegler

Zuletzt geändert am 29­.07.2007