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Veröffentlicht am 17­.04.2003

Dokumentation: Bistum weist Einmischung des ZdK in diözesanen

Von der Website des Bistums Regensburg:

Nachdem ein persönlicher Brief des ZdK-Vorsitzenden Prof. Dr. Hans Joachim Meyer an den Regensburger Bischof von unbekannter Seite an die Presse gegeben wurde, sieht sich das Bischöfliche Ordinariat Regensburg veranlasst, den Brief des ZdK-Vorsitzenden und die Antwort des Bischöflichen Ordinariatsö ffentlich bekannt zu machen.

Brief des Vorsitzenden des Zentralkomitees der deutschen Katholiken Prof. Dr. Hans Joachim Meyer an Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller vom 10.04.2003

Sehr geehrter Herr Bischof,

wie aus einer in Ihrem Namen herausgegebenen Pressemitteilung zu erfahren war, haben Sie den Vorsitzenden des Dekanatsrates Deggendorf-Plattling durch eine - offenbar mündliche - Weisung an den zuständigen Dekan aus seinem Auftrag "entlassen" und ihn zugleich aus dem Diözesanrat "abberufen". Aus den Satzungen des Diözesanrates und der Dekanatsräte im Bistum Regensburg kann ich keine rechtliche Grundlage für Ihre Weisung erkennen. Prof. Grabmeier nimmt beide Aufgaben auf Grund ordnungsgemäßer Wahlen wahr und nicht auf Grund einer bischöflichen Ernennung oder Berufung. Nach unserer Kenntnis sehen die entsprechenden Satzungen Ihres Bistums auch keine Bestätigungen einer solchen Wahl vor. Selbst wenn es eine rechtliche Grundlage gäbe, entbehrte Ihr Schritt elementarer Anforderungen, denen nach kirchlichem Recht ein Rechtsakt genügen muss. Es ist daher zu befürchten, dass eine solche Handlungsweise die Beziehungen zwischen Ihnen und gewählten Laiengremien belasten kann. Daher fühle ich mich verpflichtet, Sie eindringlich zu bitten, von einer solchen - rechtlich unhaltbaren - Vorgehensweise Abstand zu nehmen und bei Konflikten mit gewählten Laienrepräsentanten den Weg des Dialogs zu suchen.

In Ihrer Pressemitteilung findet sich die Aussage, die Bewegung "Wir sind Kirche", der sich Prof. Grabmeier zugehörig fühlt, richte sich "gegen das zur göttlichen Verfassung der Kirche gehörende Bischofsamt" und wolle sich als "andere" Kirche etablieren. Nun gehört die Bewegung "Wir sind Kirche" nicht dem ZdK an, und unsere um Zusammenarbeit bemühte Beziehung ist nicht frei von kritischer Spannung. Darum identifizieren wir uns auch nicht schlechthin mit Aktionen und Äußerungen von Prof. Grabmeier oder der Bewegung "Wir sind Kirche". Uns ist jedoch keine Äußerung von "Wir sind Kirche" bekannt, die solche Aussagen rechtfertigen kann. Ausdrücklich will ich allerdings das Recht jedes Katholiken betonen, zusammen mit anderen" eigenständig" tätig zu sein.

Ich höre, dass es Bemühungen gibt, diesen Konflikt innerhalb des Bistums einvernehmlich zu lösen. In der Hoffnung, dass diese Bemühungen erfolgreich sein werden, bin ich mit guten Wünschen für Sie und Ihr Amt

Prof. Dr. Hans Joachim Meyer

Antwortschreiben des Bischöflichen Ordinariats Regensburg vom 15.04.03 durch den Vizeoffizial Domvikar Dr. Josef Ammer

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Meyer,

ich bestätige den Eingang Ihres o.g. Briefes an unseren Bischof Prof. Dr. Gerhard Ludwig Müller.

Im Auftrag des Domkapitels und des Ordinariates muss ich mich gegen den anmaßenden Ton verwahren, den Sie hierin gegenüber unserem Bischof an den Tag legen. Es ist höchst bedauerlich, dass Sie sich seitens der so genannten Kirchenvolksbewegung für die Hetzkampagne gegen unseren Bischof instrumentalisieren lassen, die mit dem Tag seiner Ernennung am 1. Oktober 2002 einsetzte und sich fortwährend steigerte. Ich kann mir nicht recht vorstellen, dass Sie mit den theologischen Aussagen äußerst fragwürdiger, in der Fachwelt kaum anerkannter Theologen und mit gewissen Pamphleten, die Sie auf der Internet-Seite dieser "Bewegung" zur Genüge nachlesen können, einverstanden sind. Zu Ihren Gunsten kann nur angenommen werden, dass Sie das Opfer einer gezielten Desinformation und einer mangelhaften kirchenrechtlichen Beratung geworden sind. Sonst wären Sie auch kaum zur zweifelhaften Einschätzung gekommen, das Handeln unseres Bischofs sei" rechtlich unhaltbar".

Ich erinnere auch daran, dass "Lumen gentium" Wesen und Sendung der Kirche aus dem Mysterium des dreifaltigen Gottes entwickelt. Darum sind Übertragungen aus dem politischen Leben unzulässig. Wahlen in der Kirche z. B. setzen immer voraus, dass Wähler und zu Wählende im Einklang sind mit Leben und Lehre der Kirche und dass auch Gewählte nach Kräften daran festhalten. Wer dies nach dem keineswegs willkürlich getroffenen Urteil des Bischofs - eine theologische Zuständigkeit des ZdK in dieser Frage ist mir unbekannt - nicht erfüllt - noch dazu wohl überlegt und mit Absicht - der kann nicht gewählt werden bzw. gewählt bleiben, jedenfalls nicht in Laiengremien, die wie Diözesan- und Dekanatsrat ideell und auch satzungsgemäß ausdrücklich mit dem Bischof zusammen arbeiten wollen. Es geht, wie Sie allen lehramtlichen Dokumenten über die Kirche entnehmen können, im Leben der Kirche nicht um Machtkämpfe und Machtverteilung zwischen der Hierarchie und den Laien, sondern um die gemeinsame Arbeit der Glieder des Volkes Gottes, geschart um ihren Bischof, zum Aufbau des Reiches Gottes. Wer Gremien zur Durchsetzung von Eigeninteressen, die nicht im Einklang mit der Lehre der Kirche sind, missbrauchen will, kann und muss nach katholischem Verständnis des Bischofsamtes vom zuständigen Diözesanbischof zur Rechenschaft gezogen werden.

Herrn Dr. Grabmeier wurde vom Bischof zweimal ein Gespräch angeboten, doch hat er die Bedingungen hierfür nicht angenommen und sich bislang geweigert, sich für seine Entgleisungen zu entschuldigen und die Lehre des II. Vatikanum über das Bischofsamt und die Kirche vollinhaltlich anzuerkennen.

Die Bistumsleitung von Regensburg ersucht Sie eindringlich, sich künftig jeder Einmischung in Angelegenheiten der Diözese zu enthalten.

Sie sind herzlich eingeladen, im Geiste der Geschwisterlichkeit, die aber nicht nur eine heuchlerische Propagandaparole gegen die rechtmäßigen Hirten der Kirche sein darf, sondern sich am Geist Christi, dem Geist der Wahrheit und der Eintracht, orientieren muss, mit den deutschen Bischöfen zum Wohle der Kirche zusammen zu arbeiten.

Mit freundlichen Grüßen und im Auftrag
Domvikar Josef Ammer,
Vizeoffizial

Zuletzt geändert am 03­.05.2006