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Veröffentlicht am 24­.02.2018

Zu den Pfarrgemeinderatswahlen 2018 in Bayern

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche ruft die Katholikinnen und Katholiken in Bayern anlässlich der Pfarrgemeinderatswahlen dazu auf, nicht mehr auf Hilfen von oben zu warten, sondern ihr Geschick selber in die Hand nehmen. Es sollten nur die Kandidatinnen und Kandidaten gewählt werden, die sich für eine echte Mitentscheidung und Mitwirkung vor Ort einsetzen.

Papst Franziskus betont immer wieder, dass die sogenannten Laien nicht mehr nur Mitarbeiter des Klerus sind, sondern Mitverantwortliche für die Sendung und den Weg der Kirche in dieser Zeit. Das muss auch in jeder Pfarrei und Gemeinde spürbar sein und umgesetzt werden. Doch vielerorts sind die seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65)  bestehenden Pfarrgemeinderäte bereits soweit entkernt, dass von einer wirksamen, eigenverantwortlichen Beteiligung der Laien am kirchlichen Leben keine Rede mehr sein kann. Die Mitarbeit der sogenannten Laien wird zu oft auf das von Klerikern zugebilligte Maß begrenzt.

Durch die radikalen Gemeindeschließungen und Zusammenlegungen wurde die Beteiligung des Kirchenvolkes an wichtigen Entscheidungen sogar noch zurückgeschraubt. Übergreifende Pfarreienräte haben in den Gemeinden vor Ort nur noch wenig Anbindung und die Ersatzgremien vor Ort keine bindende Mitentscheidungsbefugnis. So ist es nicht verwunderlich, dass es oft schwergefallen ist, genügend qualifizierte und engagierte Kandidatinnen und Kandidaten zu finden, damit eine echte Wahl stattfinden kann. Doch nur wer wirklich mitentscheiden und mitgestalten darf, ist bereit, auch mehr Verantwortung zu übernehmen.

Räte im Bistum Regensburg seit 2005 zerschlagen

Das bayernweite Motto „Zukunft gestalten“ trifft auf Pfarrgemeinderatswahlen im Bistum Regensburg nur sehr bedingt zu. An der Situation, dass dem Pfarrgemeinderat seit 2005 durch den damaligen Bischof Gerhard Ludwig Müller der Katholikenratscharakter rechtswidrig genommen wurden, hat sich seitdem nichts geändert. Die Errungenschaften der Mitwirkung aller Gläubigen an der Sendung der Kirche, wie es nach dem Konzil durch die Würzburger Synode 1972-1975 verbindlich in Deutschland festgelegt worden war, sind damals zerschlagen worden. Bischof Rudolf Voderholzer hat trotz mehrfacher Hinweise diese Rechte nicht wieder eingeführt. In der Diözese Regensburg hat der Pfarrgemeinderat nur den Pfarrer zu beraten, der alle Entscheidungen allein zu treffen hat.

Zu befürchten ist, dass die Pfarrgemeinderatswahlen am kommenden Wochenende in den sieben bayerischen Bistümern Augsburg, Bamberg, Eichstätt, München und Freising, Passau, Regensburg und Würzburg allein schon durch die Wahlbeteiligung ein ungeschminktes Bild für die kirchliche Situation vor Ort zeichnen werden.

Die Zahl der Priester im Amt kann und darf nicht maßgebend für kirchliche Strukturen sein. Die kleruszentrierten Strukturplanungen ignorieren die Verantwortung für ihre Kirche, die den Gläubigen durch Taufe und Firmung zusteht. Durch den Pflichtzölibat und die Ausgrenzung von Frauen vom priesterlichen Dienst wird der Mangel an geeigneten Seelsorgern und Seelsorgerinnen immer größer. Mittlerweile ist auch in anderen pastoralen Berufen (Ständige Diakone, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten) der Mangel deutlich spürbar. Ein Mangel, der auch durch die sogenannten „Ehrenamtlichen“ nicht mehr ausgeglichen werden kann.

Endlich neue Möglichkeiten der Gemeindeleitung erproben

Auf der Gemeindeebene werden Männer und Frauen letztverantwortlich die Dinge selbst in die Hand nehmen müssen und handeln, wie es dem heutigen freiheitlich-demokratischen Grundempfinden entspricht. Das Subsidiaritätsprinzip muss auch innerkirchlich Anwendung finden. Verschiedene Leitungsmodelle und Beteiligungsmöglichkeiten, die offen für neue Wege und Experimente sind, sollten in der praktischen Umsetzung geprüft werden. Die Bischöfe sollten endlich neue Möglichkeiten der Gemeindeleitung erproben, damit auch in Zukunft in überschaubaren Gemeinden Eucharistie gefeiert werden kann. Wie „Ehrenamtliche“, die besser als Freiwille zu bezeichnen sind, und Hauptamtliche mit ihren jeweiligen Charismen zusammenarbeiten, ist vor Ort mit den Betroffenen zu überlegen.

 

 

 

Link-Tipps:

Landeskomitee der Katholiken in Bayern: Pfarrgemeinderatswahl in Bayern am 25. Februar 2018
> www.pfarrgemeinderatswahl-bayern.de/

„Es ist höchste Zeit!“ Eckpunkte für eine neue Kirchenzukunft durch Gemeindeerneuerung Aufruf der KirchenVolksKonferenz „Gemeinde geht nur mit den Menschen“ 10./11. März 2017 im Burkardushaus in Würzburg
> PDF

Mehr als nur Kuchen backen (mit Wir sind Kirche-Zitat)
> Bayerische Staatszeitung / DPA 22.2.2018

Pro und Contra: Engagement im Pfarrgemeinderat
> katholisch.de 24.2.2018

 

Zuletzt geändert am 24­.02.2018