Papst Johannes Paul II.
KirchenVolksBeweung Wir sind Kirche: Ein Papst und Pontifikat voller Widersprüche
Obwohl selber Konzilsteilnehmer, hat Johannes Paul II. viele Fenster und Türen in der Kirche zugeschlagen, die im Zweiten Vatikanischen Konzil so vielversprechend geöffnet worden waren. Mangelnde innerkirchliche Dialogbereitschaft und die Unterdrückung der am Konzil orientierten Theologien, wie z.B. der Befreiungstheologie, haben zu einem Klima lähmender Angst und geistiger Erstarrung in der römisch-katholischen Kirche geführt. Der internationalen Reformbewegung Wir sind Kirche , den Frauen und vielen Reformtheologinnen und -theologen hat er jedes Gespräch verweigert. Weitere Punkte der Bilanz der internationalen Bewegung Wir sind Kirche sind:
- Sein klares Eintreten gegen völkerrechtswidrigen Krieg und für die Einhaltung der Menschenrechte stand im Gegensatz zur Missachtung von Menschenrechten in der Kirche , etwa in den Verfahren vor der Glaubenskongregation.
- Der weit überzogene Zentralismus mit einer Flut kirchenrechtlicher Vorschriften und Lehrschreiben vor allem in der zweiten Hälfte seines Pontifikats - erinnert sei nur an die Laien-Instruktion und die Liturgie-Instruktion - haben die römisch-katholische Kirche immer weniger "katholisch" (also umfassend), dafür aber immer "Rom-fixierter" gemacht.
- Sein Eintreten für die weltliche Gleichberechtigung der Frau war unglaubwürdig angesichts des Beharrens auf dem Verbot der Frauenordination , was eine schwere Hypothek für seinen Nachfolger darstellt.
- Sein Beharren auf dem Pflichtzölibat hat die pastorale Arbeit der Kirche gefährdet, insbesondere zahllose Gemeinden ihres Rechtes auf regelmäßige Eucharistiefeier beraubt , und viele Menschen in einen für sie unlösbaren Konflikt zwischen Berufung und aufrichtiger Lebensführung geführt.
- Sein Einsatz für weltweite soziale Gerechtigkeit war wenig überzeugend angesichts des strengen Kondom-Verbots, das zumindest mitverantwortlich ist für größtes Elend durch die Bevölkerungsexplosion und die Ausbreitung des HI-Virus in den armen Ländern.
- Der Vergleich der Zulassung des Schwangerschaftsabbruchs unter bestimmten Bedingungen mit dem Holocaust zeugte von einer gravierenden Unwissenheit über das tatsächliche Problem der Abtreibung. Seine Starrheit in der langjährigen Auseinandersetzung um die Schwangerschaftskonfliktberatung in Deutschland hat die Kirche vor eine schwere Zerreißprobe gestellt und ihr einen lange nachwirkenden Schaden zugefügt.
- Das starre Festhalten an der Verurteilung homosexueller Partnerschaften förderte die Diskriminierung der betroffenen Menschen in kirchlichen Gemeinden und in der Gesellschaft.
- Das viel zu späte Einschreiten bei den weltweiten Pädophilie-Skandalen hat die Kirche viel Vertrauen gekostet und ihr auch finanziell unermesslichen Schaden zugefügt.
- In der Ökumene und im interreligiösen Dialog hat er viel beachtete, längst überfällige Schritte unternommen, denen dann jedoch das anti-ökumenische Lehrschreiben "Dominus Jesus" und zum Ökumenischen Kirchentag das strikte "Nein" zur Abendmahlsgemeinschaft folgten.
- Das von ihm gesprochene "Mea Culpa" war ein erster mutiger Schritt zur Aufarbeitung der dunklen Seiten der Kirchengeschichte, doch hat Johannes Paul II. die historischen Verfehlungen der Kirche und seiner Vorgänger nicht eindeutig beim Namen genannt.
Zuletzt geändert am 10.05.2006