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Veröffentlicht am 17­.01.2008

17.1.2008 - Donaukurier

zum Artikel "Marx: Kirche neu organisieren" 9.1.2008

Sinkende Priester- und Mitgliederzahlen erzwingen nach Ansicht des zukünftigen Erzbischofs Marx eine Neuorganisation der Kirche. Dieser Erkenntnis kann niemand widersprechen. Seiner Schlussfolgerung nach "größeren Einheiten" aber muss widersprochen werden, weil dies zwar eine organisatorische Maßnahme, aber keine Lösung für eine menschennahe Seelsorge ist.

Anstatt nach den Ursachen des Mangels zu fragen und mit den Menschen nach Lösungen zu suchen, hat er als Bischof dem Bistum Trier im Stil eines Managers, über die Köpfe der Menschen hinweg, organisatorische Großeinheiten verpasst.

Das Kirchenvolk, soweit es noch nicht resigniert hat, erwartet in seiner überwältigenden Mehrheit keine Mangelverwaltung in der Seelsorge, sondern endlich das Anpacken von Reformen, z. B. mehr Mitsprache, Mitwirkung und Mitentscheidung für sogenannte Laien, die häufig über qualifizierte Fähigkeiten in der Menschenführung, Theologie und Verwaltung verfügen. Dazu gehört auch der Einsatz der vielen Frauen (mit den genannten Qualifikationen) in den bisher ihnen verwehrten Aufgaben als Seelsorgerinnen (Diakoninnen, Priesterinnen, Bischöfinnen), die Freistellung des Zölibats, die Wiederentdeckung des Dialogs als Umgangsstil und die Beachtung der Bedürfnisse der Menschen, die in den Gemeinden leben. Die genannten und weitere Reformen (ecclesia semper reformanda) im Geist des II. Vatikanischen Konzils stellen keine zentralen christlichen Glaubensinhalte in Frage, machen aber die Glaubensgemeinschaft glaubwürdiger.

Walter Hürter, 85049 Ingolstadt

Zuletzt geändert am 19­.01.2008