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Veröffentlicht am 20­.03.2017

Leserbrief an das Konradsblatt (Erzbistum Freiburg)

zum Thema „Bischofskonferenz“

Wie lange möchte die Deutsche Bischofkonferenz, d. h. die Mehrheit der teilnehmenden Bischöfe, noch die Geduld und die Leidensfähigkeit betroffener Christen und Gemeinden strapazieren ? Alle paar Monate finden Bischofskonferenzen statt, auf denen stets über dieselben strittigen Themen –zum Beispiel über die Verpflichtung der „Viri probati “ - diskutiert wird. Es kommt zu keinem entscheidenden Durchbruch einer wirklich mutigen, selbstkritischen Kurskorrektur, obwohl man sich bewusst sein müsste, dass man durch das Festhalten am generellen Pflichtzölibat einen falschen Weg einschlägt, der den Willen des Herrn selbst, der ihn nie von jedem gefordert hatte, missachtet.

Betroffene, teils ehemalige Pfarrer, die den Pflichtzölibat einst notgedrungen gelobt hatten, aber nicht durchhalten konnten, müssen damit rechnen, dass sie es nicht mehr erleben werden, dass man Einsicht aus Vernunft zeigt und ein Gesetz, das nicht von Jesus stammt, revidiert, um mehr Männern den Zugang zum Priestertum zu ermöglichen.

Gemeinden, die auf der einen Seite immer größer und deren Leitung zunehmend viele Hauptamtlichen überfordert, werden abgespeist mit unbefriedigenden Ersatzlösungen. Auf der anderen Seite fehlen zunehmend aufgrund des unseligen Pflichtzölibat Pfarrer, die dies gerne geblieben wären, jedoch ihren Dienst wegen dieses Gesetzes aufgaben, die jedoch immer dringender gebraucht würden.

Kardinal Reinhard Marx deutet die Worte des Papstes zum Pflichtzölibat als gültig für Gemeinden in Extremlagen wie in Brasilien. Wie extrem müssen die bekannten Notlagen noch werden? Stellt es keine Extremlage dar, wenn sogar Dekane ihr Amt aufgeben, weil sie den Pflichtzölibat nicht durchhalten oder ihr Amt aufgrund des Gefühls der Überforderung niederlegen?

Kardinal Marx fordert Achtung vor dem Pflichtzölibat und der Tradition seiner geschichtlichen Entwicklung. Eine ehrliche Haltung von Seiten eines wissenden Theologen müsste anerkennen, dass der Pflichtzölibat einst über die vorher gepflegte Tradition des Zölibats hinaus aus Berechnung willkürlich von Kirchenführern im Lauf der Kirchengeschichte als verpflichtendes Gesetz für alle Priester eingeführt wurde, dass dieses Gesetz jedoch in der derzeitigen Seelsorgesituation nicht unaufhebbar ist.

Aufgrund des Gefühls, machtlos zu sein gegenüber einer gewissen Besserwisserei und Sturheit mancher Bischöfe, die wissen müssten, dass sie nicht im Sinne Jesu handeln, wird solch ein Verhalten skandalös. Ich frage mich, ob Bischöfe, die an diesem Gesetz trotz besseren Wissens und gegen den Willen Jesu festhalten wollen, nach solchen, in mancherlei Hinsicht ergebnislosen Konferenzen dennoch guten Gewissens ruhig nach Hause fahren können ? Was muss denn noch geschehen, dass solche uneinsichtigen Bischöfe - von Oberhirten will ich gar nicht mehr reden - zur Einsicht gebracht werden können?

Klaus Huber, Achern

Zuletzt geändert am 20­.04.2017