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Veröffentlicht am 07­.07.2007

7.7.2007 an die Süddeutsche Zeitung

zum Artikel „Nur die große Form schützt for dem Kitsch“ von Alexander Kissler in der SZ vom 7.7.2007

Ich kann die Verharmlosung, die in diesem Artikel zum Ausdruck kommt, nicht teilen. Dem Motu Proprio „Summorum Pontificum“ geht es keineswegs nur darum, dass „der wie Benedikt mehrfach betont, nie abgeschaffte Ritus ... aus seinem Schattendasein treten soll.“

Auch wenn der Papst vom „zweifachen Usus des selben Ritus“ spricht: Der grundsätzlich zu begrüßende Versuch des Papstes, als „höchster Brückenbauer“ Schismatiker und Traditionalisten zu befrieden, wird zu einer neuen Spaltung innerhalb vieler Gemeinden, Bistümer und schließlich der ganzen römisch-katholischen Kirche führen kann. Denn der Wunsch nach der Tridentinischen Messe ist oft mit der Ablehnung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils verbunden.

Der tridentinische Messritus baut auf einem völlig anderen, vorkonziliaren Priester- und Gemeindebild auf. Seine völlige Freigabe belastet auch die Ökumene mit den Kirchen der Reformation, weil dieser Ritus in der Gegenreformation wurzelt (Abkehr von der Landessprache etc.). Die Zulassung von Privatmessen und Personalgemeinden sowie unterschiedliche Kalendersysteme und Leseordnungen werden schnell zu Unfrieden führen und die pastoralen Probleme in aller Welt noch verstärken.

Trotz der seit 1984 bestehenden und 1988 noch einmal gelockerten Möglichkeit zur Feier des Tridentinischen Ritus ist die weltweite Nachfrage danach sehr gering und über die Jahre kaum gestiegen. Nach aktuellen Angaben von Kardinal Castrillon Hoyos, Leiter der päpstlichen Kommission „Ecclesia Dei” handelt es sich weltweit um 300 Priester, 79 Ordensmänner, 300 Ordensfrauen, 200 Seminaristen und „mehrere hunderttausend Gläubige“ besonders in Frankreich, den USA, Brasilien, Italien, Skandinavien, Australien und China.

Christian Weisner, München/Dachau

Zuletzt geändert am 09­.07.2007