7.12.2008 - Konradsblatts
Vielfältiges Priesteramt
Niemand mache sich etwas vor: Die Entwicklung bei der Zahl der Neupriester zeigt die Dramatik der Veränderung in der Kirche an. Das Priesteramt ist in der katholischen Kirche nicht irgendein Amt. Viel mehr, als man sich oft bewusst ist, hängt faktisch am Priesteramt. Wer sich mit einer nachhaltigen Verringerung der Zahl an Priestern zufrieden geben will, muss auch sagen, wie er in diesen Fällen verfahren will.
Die Hymnen, die gegenwärtig auf die Verantwortung der (ehrenamtlichen) Laien gesungen werden, klingen gut und schön, in vielen Fällen sind sie sogar ehrlich gemeint. Sie sind aber solange von begrenztem Wert, wie die kirchlichen Strukturen dem nicht entsprechen.
Der Zölibat allein ist es nicht, das ist richtig. Wenn eine bestimmte Maßnahme allein nicht das Problem beheben kann, bedeutet das aber nicht, dass eine Veränderung in diese Richtung nicht dennoch sinnvoll sein kann. Das Priesteramt könnte vielfältiger sein und ausgeübt werden, als dies bisher der Fall ist.
Zu einer Änderung im Zusammenhang mit der priesterlichen Verpflichtung zur Ehelosigkeit wird es nicht allein wegen des Mangels an Priestern kommen. Die Frage kann nur lauten: Wie zwingend ist das Zölibatsversprechen in geistlicher Hinsicht für die priesterliche Spiritualität?
In den katholischen Ostkirchen gibt es den verheirateten Priester ebenso wie in der Orthodoxie. Die gar nicht so seltenen evangelischen Ordinierten oder vor allem anglikanische Priester, die als Verheiratete das Priesteramt ausüben, zeigen, dass hier durchaus unterschiedliche Formen möglich sind. Wer am Fortbestand des Priesteramtes interessiert ist, dürfte eigentlich eine Öffnung nicht von vornherein von sich weisen. Eine ernsthafte Debatte findet dazu leider nicht statt.
Klaus Nientiedt
Zuletzt geändert am 04.12.2008