22.6.2010 - Nassauische Neue Presse
Frauen und Verheiratete als Priester
Das Archivbild zeigt den Limburger Dom. Die Bezirksversammlung fordert tiefgreifende Reformen des Priesteramtes. Das Archivbild zeigt den Limburger Dom. Die Bezirksversammlung fordert tiefgreifende Reformen des Priesteramtes.
Was in dem offenen Brief an Bischof Tebartz-van Elst steht, ist für konservative Vertreter der katholischen Kirche mehr nur als eine Reform: Das Priesteramt soll auch Männern offen stehen, die nicht zölibatär leben und der Weg zum Priesteramt soll auch Frauen eröffnet werden. Der Brief stammt von der Bezirksversammlung Limburg, der Vertretung der Laien.
Limburg. In dem von Marga Hilden als Bezirksvorsitzende unterschriebenen offenen Brief, der auch an alle Kirchengemeinden im Bezirk Limburg verschickt wurde, heißt es weiter: «Deshalb erwarten wir von Ihnen, dass Sie sich als Bischof von Limburg in Sorge um Ihr Bistum und unseren Bezirk beim Papst und den zuständigen Stellen für eine Erweiterung der Zugangswege zum Priesteramt einsetzen». Der Limburger Bischof gilt als klarer Verfechter des Zölibats und Frauen im Priesteramt, das ist bisher ohnehin für ihn kein Thema gewesen – genauso, wie es für Rom und Papst Benedikt XVI. kein Thema ist.
«Wir haben einen klaren Auftrag», machte Marga Hilden auf Anfrage der NNP deutlich. Einen klaren Auftrag der Gemeindemitglieder, die die große Not des Priestermangels erleben und sich die bange Frage stellen, wie es angesichts der Priesterzahlen weiter geht – einer schrumpfenden Zahl an Priestern. Der Brief nimmt Gedanken des Bischofs aus seinem letzten Hirtenbrief auf, in dem der Priester als «anders» beschrieben werde und dieses Anderssein unaufgebbar sei, um die Freiheit zu erhalten, die einen gewissen Abstand zur Welt ermögliche.
Kirche braucht Priester
Der Aufforderung des Bischofs, um Berufungen zum Priestertum zu beten, seien die Katholiken in den Gemeinden gefolgt. Doch es werde nicht nur die Zahl der Priester immer kleiner. Die Äußerungen von Priestern, Regenten, Ordensmännern und anderen, dass nicht wenige Priesteramtskandidaten ein problematisches oder ungeklärtes Verhältnis zu ihrer eigenen Sexualität haben, werde mit Sorge vernommen. «Offensichtlich führt die konsequente Verpflichtung der Priester zum Zölibat zu einer Verengung der Interessenten an diesem Dienst», heißt es in dem Brief.
Eine Kirche ohne Priester, ohne das Erleben von priesterlichem Dienst vor Ort ist für die Vertreter in der Bezirksversammlung nicht vorstellbar. Ihr scheint es dabei klar, dass das Hirtenamt des Pfarrers eine Überschaubarkeit der Herde fordert. Dabei wird in dem Brief auch deutlich die Frage gestellt, ob angesichts der zahlreichen gesellschaftlichen Veränderungen die Nähe vor Ort nicht besonders wichtig ist.
Die Zahl der Pfarreien allein von der Zahl der mutmaßlich zur Verfügungen stehenden Priester auszurichten, das ist nach Auffassung der Bezirksversammlung die Entwicklung, wie sie sich aus verschiedenen Zusammenhängen wahrnehmen lässt. Die Zahl derzeit existierenden 80 Pastoralen Räume soll demnach auf 44 Gemeinden schrumpfen. Doch für das Laiengremium kann die Zahl der zölibatär lebenden Priester nicht das einzige Kriterium für die Anzahl der Pfarreien im Bistum sein.
Grundsatzfrage
Deshalb erscheint es der Bezirksversammlung auch notwendig, über breitere Zugangswegs nachzudenken. In dem Brief wird auch darauf verwiesen, dass Bischöfe (zum Beispiel Hamburgs Weihbischof Jaschke), Erzbischöfe (Ludwig Schick in Bamberg), Kardinäle (Schönborn in Wien und Martini in Mailand) und prominente Ordensgeistliche sich nur allein in den vergangenen Wochen hierzu entsprechend geäußert haben. Dabei gehe es um keine vorschnelle und möglicherweise auch falsche Konsequenz aus den Missbrauchsfällen, sondern um eine grundsätzliche und tiefgreifende Frage der kirchlichen Gegenwart.
In dem Brief macht die Versammlung auch deutlich, dass die synodalen Gremien des Bezirks die großen Herausforderungen auf dem Weg in die Zukunft der Kirche durchaus gesehen werden. «Deshalb haben wir uns auf den Weg gemacht, eine Pastoralvision für den Bezirk zu entwickeln», heißt es in dem Brief weiter. Darin soll beschrieben werden, wie sich die Laien im Bezirk Limburg die Zukunft der Kirche in dem ländlichen Raum vorstellt.
Sorgen und Nöte
Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat im Bistum den Prozess «Bereitschaft zur Bewegung» angestoßen, der in verschiedenen Pastoralen Räumen und Gemeinden erprobt wird. Dabei geht es um die enge Verknüpfung verschiedener Einrichtung der katholischen Gemeinden, aber auch um die Ausrichtung auf zentrale Stätten der Verkündigung und neue Strukturen, die zu noch größeren Einheiten führen.
«Wir arbeiten schon lange daran, die Sorgen und Nöte zu formulieren», sagt die Vorsitzende. Sie ist davon überzeugt, in dem Dialog mit Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst Lösungen für die Gemeinden zu finden. jl
URL: http://www.fnp.de/nnp/region/lokales/frauen-und-verheiratete-als-priester_rmn01.c.7862312.de.html
Zuletzt geändert am 28.06.2010