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Veröffentlicht am 25­.05.2011

25.5.2011 - kathweb.at

Kräutler: "Menschen in Amazonien haben Recht auf Eucharistie"

Austro-brasilianischer Bischof zum Priestermangel: "Da muss sich die Kirche etwas einfallen lassen"

Wien-Brasilia, 25.05.2011 (KAP) "Die Menschen in Amazonien haben ein Recht darauf, die Eucharistie zu feiern. Dieses Recht wird ihnen aber von der Kirche vorenthalten": Das hat der austro-brasilianische Bischof Erwin Kräutler in einem Beitrag in der ORF-Religionssendung "kreuz und quer" am Dienstagabend betont.

Nur zwei bis drei Mal im Jahr könne einer seiner wenigen Priester die einzelnen weit verstreuten Gemeinden im Amazonasgebiet besuchen und mit den Menschen Eucharistie feiern, sonst blieben nur Wortgottesdienste, so Kräutler: "Da muss sich die Kirche etwas einfallen lassen." Er könne sich ohne weiteres vorstellen - so der Bischof -, "dass Leute, die den Gemeinden vorstehen auch den Auftrag und die Weihe bekommen, dass sie der Eucharistie vorstehen".

Es gebe große Bemühungen um Priesterberufungen aus dem Volk heraus, so Kräutler, zugleich müsse man sich aber auch eingestehen, dass die Situation in Amazonien sehr speziell sei: "Viele Menschen hier haben absolut keinen Zugang zum zölibatären Priestertum."

Er sei "absolut nicht gegen den Zölibat", betonte Kräutler, der der Kongregation der Missionare vom Kostbaren Blut angehört. "Aber die Eucharistie soll nicht davon abhängig sein". Er sage dies im Namen von 840 Gemeinden seiner Diözese, so der Bischof.

1981 wurde Kräutler Bischof der Prälatur Altamira-Xingu im Bundesstaat Para. Die Prälatur ist mit rund 365.000 Quadratkilometern und 500.000 Einwohnern die flächenmäßig größte Diözese Brasiliens. Sie zählt 15 Pfarren, wobei jede Pfarre aus 30 bis 100 kleinen Gemeinden besteht. Nur drei bis vier Monate pro Jahr hält sich Kräutler in seinem Bischofssitz in Altamira auf. Den Rest des Jahres ist er unterwegs in den Gemeinden, um Gottesdienste zu feiern, die Sakramente zu spenden und den Leuten in ihrem harten Alltag beizustehen.

Er könne sich auch gar nichts anderes vorstellen, als im engsten Kontakt mit den Menschen zu stehen. Kräutler: "Ein Bischof gehört unters Volk, er soll für das Volk da sein, mit diesen Menschen leiden, glauben, hoffen und lieben." Für die Menschen sei er einer der ihren.

Immer wieder würden ihm die Menschen bei Begegnungen bekunden: "Dein Leid ist auch unser Leid, Bischof Erwin, wir lieben Dich." Deshalb könne er auch nicht anders, als auch weiterhin auf der Seite der Schwachen und Ausgegrenzten zu stehen. "Alles andere wäre Verrat", so Kräutler. Wenn er keine Kraft mehr für seine Reisen in die Gemeinden mehr habe, um zu den Leuten zu kommen, dann werde er sein Amt zur Verfügung stellen.

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Zuletzt geändert am 25­.05.2011