29.10.2011 - Radio Vatikan
Österreich: Abtprimas Wolf fordert mehr Transparenz in der Kirche
„Ich würde das als einen Inkulturationsprozess bezeichnen. Gerade im Hinblick auf die kirchlichen Missbrauchsfälle ist dieser Ruf nach Aufklärung bzw. die Forderung nach Transparenz deutlich geworden. Deshalb rufe ich dazu auf, zu Fehlern zu stehen und der Wahrheit zu dienen. Es hat keinen Sinn, etwas zu verheimlichen. Wir brauchen diese Offenheit und diese Transparenz. Gleichzeitig bedeutet dies aber keinen Freischein, um jemanden bloßzustellen; hier gibt es Grenzen.“
Die Frage nach mehr Transparenz betreffe in der Kirche aber auch Bereiche wie etwa die Bischofsernennungen. „Warum darf die Bevölkerung nicht wissen, was da läuft?“, fragte Wolf. Als weiteres Beispiel nannte er die Zusammenlegung von Pfarrgemeinden. Der Abtprimas betonte eine Regel Benedikts: „Wann immer eine wichtige Frage im Kloster ansteht, rufe der Abt sämtliche Mitbrüder zusammen.“
Dass „Schwächen“ in der Kirche aufgedeckt würden, „müssen wir aushalten“, meinte der Abtprimas.
„Es ist auch nicht schlecht, wenn wir uns auf einmal wirklich zum Dienst bekehren müssen, wenn unsere Stärke nicht mehr die Macht ist, sondern die Ohnmacht des Kreuzes. Ich bin überzeugt, dass die Kirche besser dastehen wird, wenn viele äußere Macht abgefallen ist. Dies würde zur Glaubwürdigkeit von Kirche beitragen. Weiters erwarte ich mir von der Kirche von heute eine ideologiefreie Dialogfähigkeit.“
Als entscheidend für die Zukunft der Kirche sieht der Abtprimas die Fähigkeit, die Hingabe zu Gott und den Mitmenschen wieder mehr in den Mittelpunkt zu stellen. Das sei wesentlich wichtiger als etwa die Frage einer möglichen Aufhebung des Pflichtzölibats. Die Kirche habe zudem immer den Auftrag, das Leben in der Gesellschaft zu verteidigen: „Es gibt kein lebensunwertes Leben.“
Generell wünschte sich der Abtprimas mehr Gelassenheit in der Kirche: „Wir werden eine Zukunft haben. Wir werden natürlich auch immer wieder auf die Nase fallen, aber wir dürfen ja wieder aufstehen.“
(kap 29.10.2011 mg)
http://www.oecumene.radiovaticana.org/ted/Articolo.asp?c=533247
Zuletzt geändert am 29.10.2011