3.2.2012 - KNA
Theologe: Kirche muss absolutistische Struktur ablegen
Essen 03.03.2012 (KNA) In einem Podiumsgespräch mit dem Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat der Mainzer Sozialethiker Gerhard Kruip die Forderung nach Veränderungen in der katholischen Kirche erneuert. Diese müsse von ihrer absolutistischen Struktur wegkommen, die vielen Menschen heute einen Glauben innerhalb der Kirche erschwere, sagte er in Mülheim. Die Grundlagen dazu seien schon im Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) angelegt. Leider gebe es heute Tendenzen, diese Entwicklung wieder zurückzufahren.
Kruip ist Mitinitiator des mittlerweile von mehr als 300 Theologieprofessoren und Dozenten unterzeichneten Reformappells "Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch". In dem Papier hatten die Theologen unter anderem für eine stärkere Beteiligung der Gläubigen an der Bestellung von Amtsträgern sowie die Priesterweihe auch von Verheirateten und damit ein Ende des Pflichtzölibats plädiert.
Overbeck verwies auf die 2.000-jährige Geschichte der Kirche. Sie habe Wandlungsfähigkeit bewiesen, sei aber wesentlich geprägt von einer "kritischen Sperrigkeit". Dabei gehe es um die Frage, ob das, was Zeitgeist heute hervorbringe, auch "wahr und richtig" sei. "Kirche muss immer wieder neu eine lernende Gesellschaft sein", so der Bischof. Nach Worten des Ruhrbischofs hat durch das Zweite Vatikanische Konzil eine erstaunliche Wende hin zu mehr Offenheit und Beteiligung von Laien stattgefunden. Sie sei sicher aber noch nicht ganz vollzogen. Der Essener Bischof gehört mit dem Münchner Kardinal Reinhard Marx und dem Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode der Steuerungsgruppe für den nach dem Missbrauchsskandal angestoßenen Dialogprozess der deutschen Bischofskonferenz an.
Zuletzt geändert am 04.03.2012