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Veröffentlicht am 08­.01.2013

60. Geburtstagsfeier von Pfarrer Helmut Schüller

Bibelwissenschaftler Kirchschläger: „Schüller macht die Tugend des aufrechten Ganges in Kirche und Gesellschaft hoffähig“

8.1.2013

Der 60. Geburtstag von Helmut Schüller war am Abend des 8. Jänner Anlass für ein großes Fest im Kleinen Festsaal der Wiener Universität. Der „Katholische Akademiker/innenverband“ der Erzdiözese Wien gab einen Empfang zu Ehren ihres geistlichen Assistenten und Mitgründers der Pfarrer-Initiative. Rund 400 Gäste lauschten den Ansprachen von Bibelwissenschaftler Walter Kirchschläger, Caritas-Präsident Franz Küberl, „Erste“-Bank-Chef Andreas Treichl, vom Bruder des Jubilars, ORF-Korrespondent Christian Schüller und der evangelischen Hochschulpfarrerin Gerda Pfandl.

Gekommen waren auch der emeritierte Wiener Weihbischof Helmut Krätzl, Ex-Vizekanzler Erhard Busek, Volksanwältin Terezija Stoisits, Friedensaktivistin Hildegard Goss-Mayr und die Spitzen der Plattform „Wir sind Kirche“ und der „Laieninitiative“.

Jesu Botschaft hat „entkrümmende“ Wirkung Der emeritierte Luzerner Neutestamentler Walter Kirchschläger - wie Helmut Schüllers Pfarrer-Initiative mit dem Herbert-Haag-Preis ausgezeichnet - zeigte in seinem Festvortrag die „entkrümmende“ Wirkung der Botschaft Jesu auf. Anhand eines Heilungswunders aus dem Lukasevangelium, bei dem Jesus am Sabbat eine seit 18 Jahren gekrümmte Frau „aufrichtete“, wies der Exeget auf das befreiende Potenzial des Glaubens hin. Auch die Kirche stehe in der Nachfolge Christi immer wieder auf dem Prüfstand, ob sie „krümmt“ oder aber „entkrümmt“, so Kirchschläger. Den Jubilar Helmut Schüller lobte der Bibelwissenschaftler dafür, „die Tugend des aufrechten Ganges in Kirche und Gesellschaft hoffähig zu machen“.

> Vortrag von Prof. Dr. Walter Kirchschläger

Sprachrohr des Evangeliums

Schüllers Nachfolger als Caritas-Präsident, Franz Küberl, hob dessen Fortführung des Wirkens des legendären Caritas-Chefs Leopold Ungar hervor. Mit einer „dem Gesamtkunstwerk Mensch“ verpflichteten Managementleistung und nicht zuletzt mit klaren Worten beim „Lichtermeer“ gegen Ausländerfeindlichkeit 1993 habe Schüller dazu beigetragen, die Caritas zu einem „Sprachrohr der Wirkmächtigkeit des Evangeliums“ zu machen. „Bleibe fromm und brav!“, so Küberls launiger Abschluss seiner Laudatio - und dies sei zu verstehen als Verbindung von Gläubigkeit und Lebenstüchtigkeit, die Beifall verdiene.

Eintreten für Transparenz

Mit seinem Eintreten für Transparenz treffe Schüller einen Nerv der Zeit - und einen wunden Punkt der Amtskirche, sagte der Banker Andreas Treichl. Beide seien „in Branchen tätig, die schon bessere Zeiten gesehen haben“, an Schüller - der seine Familie seelsorglich betreue - schätze Treichl dessen ungeschminktes Pochen auf Wahrhaftigkeit. „Wenn ich Frust an der Kirche habe, denke ich an ihn, dann bin ich wieder gerne Katholik“, schloss der Vorstandsvorsitzende der „Erste“-Bank.

Ballast abgeworfen

Christian Schüller zeigte die durchaus konservative Prägung seines Bruders z.B. im Hollabrunner Knabenseminar unter dem damaligen Leiter Pater Hans Hermann Groer auf. Doch mit jeder neuen Aufgabe, die Helmut übernahm, habe er „Ballast abgeworfen“ und die Familientradition eines „ungebrochenen Verhältnisses zur Obrigkeit“ nicht fortgesetzt.

Zahlreiche kirchliche Funktionen

Helmut Schüller wurde am 24. Dezember 1952 in Wien geboren. Nach der Priesterweihe 1977 wirkte er als Kaplan, Religionslehrer und später als Diözesanjugendseelsorger in Wien. 1988 folgte er Leopold Ungar als Wiener Caritasdirektor nach und wurde 1991 Präsident der Caritas Österreich. 1995 wurde Schüller Generalvikar der Erzdiözese Wien, 1999 von Kardinal Schönborn wegen „tiefgreifender Meinungsverschiedenheiten“ wieder entlassen. Seither wirkt er u.a. als Hochschulseelsorger und Pfarrer von Probstdorf (Niederösterreich) und ist Vorstandsvorsitzender des Vereins „Fairtrade Österreich“.

Sprecher der Pfarrer-Initiative

Aufmerksamkeit über die Grenzen Österreichs hinaus wurde ihm als Mitgründer und Sprachrohr der Pfarrer-Initiative zuteil, die nach unerfüllten Kirchenreformwünschen 2011 mit einem „Aufruf zum Ungehorsam“ für Schlagzeilen sorgte. Die österreichischen Bischöfe haben seither mehrfach betont, dass man mit den Mitgliedern des Pfarrer-Initiative im Gespräch bleiben wolle und diesen auf der Ebene der Diözesen auch führe. Die Bischöfe zeigen Verständnis für die Sorgen der Pfarrer-Initiative, lehnen aber deren Lösungsvorschläge ab, wie dies zuletzt in einem im Oktober von der Bischofskonferenz veröffentlichten gemeinsamen Hirtenwort deutlich gemacht wurde. Gleichzeitig wird von der Pfarrer-Initiative verlangt, dass das „Kampfwort Ungehorsam“ zurückgenommen wird.

http://www.ja-kirchenzeitung.at/3/info.html

Zuletzt geändert am 14­.01.2013