24.7.2013 - Kipa
USA: Grosses Medieninteresse an Pfarrerinitiative Österreich
Die bisherigen Auftritte führten den früheren Caritaspräsidenten und Wiener Generalvikar nach New York, Boston, Philadelphia, Baltimore und Washington. Laut der Washingtoner katholischen Nachrichtenagentur "Catholic News Service" (CNS) seien die Veranstaltungen auch gut besucht, mit zuletzt etwa 650 und 320 Zuhörern. Den Sponsoren der Reise zufolge hat sich Schüller vor jeder Veranstaltung mit kleinen Gruppen von Priestern, zwischen fünf und 20 Mitgliedern, getroffen. Inhaltlich machte Schüller in einem Interview mit dem ORF in der Nachrichtensendung "ZIB2" (Dienstag) einen Vorstoss in Richtung Ja zur "Homo-Ehe" im Falle einer "wirklich ernst gemeinten Partnerschaft": "Wir müssen das anders bewerten lernen. Wir müssen auf die Ernsthaftigkeit von Menschen - auch gleichgeschlechtlicher Orientierung - in ihrem Beziehungsleben schauen", so der Sprecher der Pfarrer-Initiative.
Bereits im Vorfeld hatte Schüllers Vorhaben für Aufregung gesorgt: Die Erzbischöfe von Boston und von Philadelphia, Sean O'Malley und Charles Chaput, verboten Schüllers Auftritte in Kirchen ihrer Diözesen; die Anliegen der Pfarrer-Initiative einschliesslich des "Aufrufs zum Ungehorsam" stünden im Widerspruch zur katholischen Lehre, so die Begründung. Die meisten Veranstaltungen wurden daraufhin in nicht-katholische kirchliche Gebäude verlegt. Schüller interpretierte dieses Verbot als "altmodische Reflexe eines altgewordenen Systems". Eigentlich gehe es nicht um ein Redeverbot für ihn, sondern "um ein Zuhörverbot für die Menschen hier".
Parallelen zu US-Reformern
In New York bezeichnete der Organisator von Schüllers Auftritt, Francis Piderit, gegenüber der ZIB2 die österreichische Pfarrer-Initiative als "Modell für Priester in den USA". Schüller sah weitgehende Gemeinsamkeiten mit katholischen Reformorganisationen in den USA bei "fast allen Themen", vor allem zu Frauen und Laien in der Kirche sowie zum Zölibat. "80 Prozent der Arbeit in der Kirche der Vereinigten Staaten wird von Laien getan, und wieder 80 Prozent davon von den Frauen. Das heisst, in Wahrheit managen die Frauen längst die Kirche", so Schüller.
In Washington betonte Schüller am Montag unter anderem die Forderung nach neuen Kirchenstrukturen, die den Menschen mehr Teilhabemöglichkeiten an der Kirche eröffnen sollten. "Wir glauben, das ist eine Frage des Respekts gegenüber der Würde der Getauften, der Kirchenmitglieder", gibt CNS Schüller wieder. Die Zuständigkeit eines einzigen Priesters für 20 Dörfer, ohne Möglichkeit echter Kontakte mit den dortigen Gemeinden, nannte er im CNS-Interview "einen Skandal". Der Sprecher der Pfarrer-Initiative machte dafür die kirchlichen Strukturen verantwortlich.
Pendant zur Schweiz
Die 2006 gegründete Pfarrer-Initiative sorgte 2011 mit einem "Aufruf zum Ungehorsam" für Schlagzeilen im In- und Ausland. Die österreichischen Bischöfe haben seither mehrfach betont, dass man mit den Mitgliedern der Pfarrerinitiative im Gespräch bleiben wolle und diesen auf der Ebene der Diözesen auch führe. Die Bischöfe zeigen Verständnis für die Sorgen der Pfarrerinitiative, lehnen aber deren Lösungsvorschläge ab, wie dies zuletzt in einem im Oktober 2012 von der Bischofskonferenz veröffentlichten, gemeinsamen Hirtenwort deutlich gemacht wurde. Gleichzeitig wird von der Pfarreinitiative verlangt, dass das "Kampfwort Ungehorsam" zurückgenommen wird.
Die Pfarrei-Initiative Schweiz, die sich unter anderem für eine Mahlfeier mit Gläubigen anderer christlichen Kirchen einsetzt, wird von über 540 Seelsorgern unterstützt. 1.080 Personen bekunden ihre Sympathie für die Anliegen der Initiative. Im September 2012 ging die Pfarrei-Initiative an die Öffentlichkeit. Sie benennt einiges als "selbstverständliche Praxis", was zum kirchlichen Ungehorsam führt, etwa das Austeilen der Kommunion an wiederverheiratete Geschiedene. (kipa/kap/ami)
http://www.kipa-apic.ch/index.php?&pw=&na=0,0,0,0,d&ki=245266
Zuletzt geändert am 24.07.2013