9.7.2014
Nomen est omen – Rahner fordert „Priesterinnen“
Nomen est omen: Johanna Rahner ist mit dem Theologen Karl Rahner (1904-1984) verwandt, der den sogenannten Konzils-Geist maßgeblich prägte. Die beim Zentralkomitee Deutscher Katholiken gern gesehene Theologin war bisher Professorin für Systematische Theologie an der Universität Kassel. Neben „Priesterinnen“ fordert Rahner in der heutigen Ausgabe der Wochenzeitung Die Zeit insgesamt eine „erneuerte Dogmatik“.
Kirche eine „keusche Hure“ – Priesterinnen als Akt der Gleichberechtigung
Wörtlich sagte Rahner: „Ich möchte die klassische Dogmatik nach außen hin öffnen. Wir können nicht den Menschen an die Regeln anpassen, sondern müssen die Regeln menschlich verstehen.“ In diesem Zusammenhang meinte die Theologin zudem: „Wenn die Kirche die Welt scheut, wird sie esoterisch.“ Ihr Verständnis von der katholischen Kirche brachte Johanna Rahner auf den Punkt, indem sie die Kirche als „keusche Hure“ bezeichnete.
„Die Apostel mögen ja männliche gewesen sein“, das hindere die Kirche heute jedoch laut Johanna Rahner keineswegs, „Priesterinnen“ einzuführen. „Männliche Apostel sind also ein schwaches Argument gegen Frauenordination“, so die Theologin.
Segnung von Homo-Paaren und Anerkennung einer „Zweitehe“
Gleichzeitig sprach sich Rahner für die Segnung homosexueller Paare in und durch die Kirche aus und forderte die Zulassung wiederverheiratet Geschiedener zu den Sakramenten und die Anerkennung der Zweitehe. „Wenn das Schuldigwerden am Scheitern der ersten Ehe anerkannt wird, ist eine Zweitheirat möglich“, wird Rahner von der Zeit zitiert.
„Aufgeklärter“ Theologin sind „halbleere Kirchen lieber“
Unter Berufung auf Papst Franziskus sieht sich Rahner in der Tradition eines „aufgeklärten Christentums“ des Westens, für das zum „Amen“ immer auch das „aber“ gehöre. Denn ohne Zweifel gebe es keinen Glauben. Rahner weiß auch den sich in Deutschland leerenden Kirchen Positives abzugewinnen: „Mir sind halbleere Kirchen mit aufgeklärten Katholiken lieber als volle Kirchen [in Afrika und Lateinamerika">, die die Not der Menschen ausnutzen.“
„Erbe der Reformation ist ein gemeinsames Erbe“
An den Protestanten kritisierte Rahner, daß sie sich nach wie vor nicht selbst definieren könnten, „ohne sich am Katholizismus abzuarbeiten“. Gleichzeitig fordert sie zu einer Annäherung zwischen Protestanten und Katholiken auf, denn: „Das Erbe der Reformation ist ein gemeinsames Erbe. (…) Wir sollten das Gemeinsame betonen.“
Institutionelle Gleichstellung der Frauen als Weg zu Weiheämtern
Bereits 2011 hielt Rahner einen Vortrag bei der Vollversammlung des ZdK. Darin erklärte sie, warum der „Einsatz für eine institutionelle Gleichberechtigung der Frau vielleicht doch für die eigentliche Frage nach dem Weiheamt der Frau von besonderer Bedeutung sein könnte und damit nicht zu vernachlässigen ist – also genau jene Fragen nach Frauen in Führungspositionen, nach Finanzen und Entscheidungsbefugnissen, nach Frauen in Wissenschaft und Lehre etc.“ Rahner legte damit dem ZdK einen Strategieplan vor, der mit anderen Worten besagt: Die Forderung nach „institutioneller Gleichberechtigung“ der Frau in der Kirche ist lediglich ein Wegbereiter des „eigentlichen“ Ziels, dem Griff nach den Weiheämtern für Frauen. Der Weg dahin, so Rahner, sollte nicht zu lange sein und die Geduld „nicht überstrapaziert werden, weil die Zeit drängt“. Bisher habe man „fast 35 Jahre mit der mangelnden Durchführung der Vorbedingungen verschwendet. Es ist tatsächlich höchste Zeit“, so die Theologin vor der ZdK-Vollversammlung.
http://www.katholisches.info/2014/07/09/nomen-est-omen-rahner-fordert-priesterinnen/
Zuletzt geändert am 12.07.2014