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Veröffentlicht am 05­.03.2015

5.3.2015 - KNA

Jesuit Mertes: Schweigen der Kirche ist Form von Gewalt

Stuttgart (KNA) Mehr Aufmerksamkeit für Missbrauchsopfer hat der Jesuitenpater Klaus Mertes von Seiten der Kirche gefordert. "Das Schweigen der Kirche ist nicht neutral, sondern eine Form von Gewalt", kritisierte der Direktor des Kollegs St. Blasien am Dienstagabend in Stuttgart. Er beobachte eine Tendenz in der Kirche, die Opfer verloren zu geben. Dabei hätten viele von ihnen zwar mit den Tätern, nicht aber mit der Institution Kirche abgeschlossen. Mertes forderte bei einer Diskussion zum Kinofilm "Verfehlung", Missbrauchstäter dürften nicht wieder als Seelsorger arbeiten. Glaubwürdigkeit könne die Kirche nur dann wieder herstellen, wenn es ihr um mehr gehe als um ihre eigene Glaubwürdigkeit.

Der Regisseur des Films, Gerd Schneider, sagte, in der Kirche mache man sich einerseits viele Gedanken, warum wiederheirateten Geschiedenen die Kommunion vorenthalten werde, während andererseits Täter eine zweite Chance bekämen. "Das beschädigt die Botschaft", so der ehemalige Priesteramtskandidat.

Die Vorsitzende der Kommission sexueller Missbrauch des Bistums Rottenburg-Stuttgart, Monika Stolz, betonte, die Kirche habe nur dann eine Chance, wenn sie sich dem Missbrauchsthema stelle. Hier sei auch viel Präventionsarbeit vonnöten. Den Film bezeichnete die ehemalige baden-württembergische Sozialministerin als "positive Provokation".

"Verfehlung", der sich mit Missbrauch in der Kirche befasst, wurde unter anderem in Stuttgarter Kirchen gedreht. Am 26. März kommt er bundesweit in die Kinos.

Zuletzt geändert am 06­.03.2015