10.4.2015 - Radio Vatikan
D: Theologe bittet um Zölibatsänderung
Müller appellierte an Franziskus, anlässlich des von ihm ausgerufenen Jahres der Barmherzigkeit die Tür für eine Entkoppelung von Priestertum und Zölibat zu öffnen. Die Kirche würde sich damit der Priester, die in Beziehungen lebten, erbarmen und sie nicht länger der Zerreißprobe aussetzen. Aus seiner Erfahrung wisse er um die Not der Priester, die in heimlichen Beziehungen lebten und zerrissen würden zwischen ihrer Liebe zu ihrem Dienst und zu einer Frau. Im Recollectio-Haus betreuen Müller und seine Mitarbeiter vor allem Priester, Ordensleute und kirchliche Mitarbeiter in persönlichen und beruflichen Krisen.
Dazu komme, so Müller weiter, dass heute viele junge Männer wegen des Zölibatsversprechens erst gar nicht mehr einer Berufung zum Priestertum folgen. Andere wiederum, deren Zahl seiner Einschätzung nach zunehme, sähen für sich keinen anderen Ausweg, als den Beruf des Priesters aufzugeben, weil sie nicht ohne eine Partnerin leben wollten.
Der Therapeut rief zu einem Befreiungsschlag auf. Die Zeit dafür sei reif. Die Mehrzahl der Gläubigen könne sich heute einen verheirateten Priester gut vorstellen. Dies treffe inzwischen auch für viele Bischöfe zu, manche unter ihnen wünschten es sich sogar, so Müller. Denn auch für die Bischöfe sei es eine schmerzliche Erfahrung, wenn gute Priester entschieden, ihren Beruf aufzugeben.
Papst Franziskus hatte eine grundsätzliche Dialogbereitschaft der katholischen Kirche signalisiert, über die Ehelosigkeit als Voraussetzung zur Priesterweihe nachzudenken; allerdings dränge das Problem aus seiner Sicht nicht so sehr wie andere. Bei der „fliegenden Pressekonferenz“ auf der Rückreise aus dem Heiligen Land im Mai 2014 hatte Franziskus gesagt: "Das Zölibat ist kein Glaubensdogma, es ist eine Lebensregel, die ich sehr schätze, und ich glaube, es ist ein Geschenk für die Kirche. Da es kein Glaubensdogma ist, ist die Tür immer offen. In diesem Moment haben wir [mit dem Ökumenischen Patriarchen Batholomaios"> nicht darüber gesprochen, als Programm, wenigstens für jetzt. Wir haben Bedeutenderes in Angriff zu nehmen.“
(kna/rv 10.04.2015 fs)
Zuletzt geändert am 11.04.2015