13.4.2015 - Main-Post
Für die Lockerung des Zölibats
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Lieber Papst Franziskus!
Ich hatte Sie vor über einem Jahr inständig darum gebeten, den Priestern freizustellen, ob sie zölibatär leben oder heiraten wollen und daraufhin viele positive Reaktionen erhalten. Sie, Franziskus, antworteten mir indirekt darauf, indem Sie meine Formulierung, die Tür dafür ist offen, aufgriffen und meinten, dass zunächst wichtigere Themen in der Kirche anstehen. Das mag sein.
Allein: Als einer, der um die Not der Priester weiß, die in heimlichen Beziehungen leben, die zerrissen werden zwischen ihrer Liebe zu ihrem Dienst und der Liebe zu einer Frau, erwarte ich, dass ihre Situation ernst genommen wird. Dazu kommt, dass viele junge Männer erst gar nicht wegen des Zölibatsversprechens den Priesterberuf ergreifen. Andere wieder – und die Anzahl derer, die das tun, nimmt nach meiner Einschätzung zu – sehen für sich keinen anderen Ausweg als den Beruf des Priesters aufzugeben, weil sie nicht ohne eine Partnerin leben möchten.
Hier bedarf es eines Befreiungsschlages. Die Zeit dafür ist reif. Die Mehrzahl der Gläubigen kann sich einen verheirateten Priester gut vorstellen. Auch viele Bischöfe können es sich inzwischen gut vorstellen, manche unter ihnen wünschen es sich sogar. Denn auch für sie ist es eine schmerzliche Erfahrung, wenn gute Priester die Entscheidung treffen, den Priesterberuf aufzugeben.
Lieber Papst Franziskus, ich schätze Sie sehr. Sie haben gerade das Jahr der Barmherzigkeit ausgerufen. Damit Barmherzigkeit aber nicht nur ein Wort bleibt, genügen Gesten nicht, sondern es braucht Taten. Wenn die katholische Kirche, wenn Sie als Papst die Tür öffnen, die zur Entkopplung vom Priestertum und Zölibat führt, ist das auch ein Akt der Barmherzigkeit. Die Kirche erbarmt sich der Priester, die in Beziehungen leben und nicht länger der Zerreißprobe ausgesetzt sind, sich entweder für das Amt oder die Frau, die sie lieben, oder für eine heimliche Beziehung zu entscheiden.
Ich bitte Sie inständig hier zu tun, was das Gebot der Stunde ist. Ich bitte Sie darum, weil ich wie Sie meine Kirche liebe. Ich habe eine hohe Achtung vor Menschen, die ihr Zölibat glaubwürdig leben; zugleich bin ich aber zutiefst davon überzeugt, dass es der katholischen Kirche zum Segen gereichen wird, wenn Sie die Türe öffnen, die zu einer Entkoppelung von Priesteramt und Zölibat führt. Haben Sie den Mut dazu, diese Türe zu öffnen.
In brüderlicher Verbundenheit
Ihr Wunibald Müller
Zuletzt geändert am 08.05.2015