10.2.2016 - KNA
Woelki stellt Erzbistum neu auf: Nicht alles von Profis erwarten
Das Erzbistum Köln werde "keine von Hauptberuflichen versorgte Kirche mehr sein, sondern eine miteinander gestaltete, getragene und verantwortete Kirche", sagte Woelki in dem Interview über die Inhalte seines Fastenhirtenbriefs. Das programmatische Schreiben soll am Wochenende in den Gemeinden verlesen werden. Langjährige "Personal- und Pastoralplanung", mit der früher auf die sich zuspitzende Mangelsituation reagiert worden sei, "schaffen wir nicht mehr", sagte Woelki. Vielmehr gelte es, mit dem vorhandenen Personal die Gaben aller Menschen in den Gemeinden zu wecken. Hauptamtliche müssten "noch mehr zu geistlichen Begleitern, Unterstützern und Vernetzern" werden. Entscheidend werde dabei die Teamarbeit sein. Katholiken erlebten diese im Beruf und erwarteten sie auch in der Kirche. Freiwillig Engagierte wollten von den hauptberuflichen Seelsorgern als mündige Christen wahrgenommen werden.
Auch künftig würden Pfarreien und Seelsorgebereiche von Priestern geleitet, sagte Woelki. Doch auch Gemeinden und Kirchorte unterhalb dieser Ebene benötigten eine gute Führung, die unter bestimmten Voraussetzungen von Gruppen getaufter und gefirmter Katholiken wahrgenommen werden könnte.
"Dabei geht es nicht um Löcherstopfen", betonte der Erzbischof. Alle Katholiken gemeinsam müssten in einem "geistlichen Prozess" eine Vision von Kirche entwickeln. Denn Glaube und Kirche hätten inzwischen für viele Menschen nur noch wenig Lebensrelevanz, bedauerte der Kardinal. "Auch sind wir kaum noch missionarisch und evangelisierend tätig." Zwar versuchten Menschen in den Seelsorgebereichen Neues, aber "wir brauchen mehr davon".
Laut Woelki entspricht die Neuausrichtung den Beschlüssen des vor 50 Jahren beendeten Zweiten Vatikanischen Konzils. Mit der Umsetzung habe sich die deutsche Kirche schwergetan, da sie in den zurückliegenden Jahrzehnten noch gut mit pastoralem Personal und Finanzmitteln ausgestattet gewesen sei. Deshalb sei sie in ihrer "eigenen kirchlichen Entwicklung lange nicht oder nur halbherzig vorangeschritten", so der Erzbischof.
Zuletzt geändert am 11.02.2016