8.3.2016
Zum Welttag der Frau 2016
Radio Vatikan 7.3.2016
Vatikan am Welttag der Frau: Mit Bildung zu neuem Selbstvertrauen
Zum dritten Mal in Serie wird im Vatikan der internationale Welttag der Frau begangen. Das Erzähl-Event „Voices of Faith“, zu Deutsch „Stimmen des Glaubens“, am 8. März in der Casina Pio IV. in den vatikanischen Gärten bietet engagierten Katholikinnen aus aller Welt eine Plattform. Eingeladen sind Frauen aus vier Kontinenten, die Opfer von Menschenhandel oder Zwangsheirat wurden oder aktiv gegen diese Missstände ankämpfen. Thema ist auch der Zugang zu Bildung für Frauen in armen Ländern. Zusätzlich ist eine Podiumsdiskussion zur Rolle der Frau in der Kirche geplant.
mehr: http://de.radiovaticana.va/news/2016/03/07/vatikan_am_welttag_der_frau_mit_bildung_zu_selbstvertrauen/1213571
Radio Vatikan 5.3.2016
Ordensoberinnen gründen Netzwerk der Kirchenrechtlerinnen
Die Internationale Vereinigung der Generaloberinnen von Frauenorden gründet ein Netzwerk für Kirchenrechtlerinnen. Das sagte die Präsidentin der Vereinigung, Schwester Carmen Sammut, im Gespräch (Link: http://www.osservatoreromano.va/en/news/decide-churchs-future ) mit der Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“. Es gebe nur wenige Fachfrauen für Kirchenrecht in der Welt, und sie seien isoliert, erklärte die Präsidentin. Ihre Vereinigung plane auch drei Stipendien für Afrikanerinnen, die Kirchenrecht studieren wollten. (rv)
Hier mehr dazu (Link: http://de.radiovaticana.va/news/2016/03/05/ordensoberinnen_gr%C3%BCnden_netzwerk_der_kirchenrechtlerinnen/1213282
)
KNA 7.3.2016
Vatikan-Journalistin sieht neue Spielräume für Frauen in Kirche
Vatikanstadt (KNA) Vatikan-Journalistin Gudrun Sailer sieht unter Papst Franziskus mehr Möglichkeiten für Frauen in der Kirche. So gebe es den Vorschlag, eine Funktion für Frauen ähnlich dem Kardinalsamt zu schaffen, sagte die aus Österreich stammende Redakteurin von Radio Vatikan am Montag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) anlässlich des Weltfrauentags.
"Es gibt Vorschläge, dass Kirchenrechtler und -rechtlerinnen gemeinsam Spielräume für Laien suchen. Nicht für alle Posten, die heute von Priestern übernommen werden, ist die Weihe wirklich nötig. Eher für wenige", sagte Sailer.
In den drei Jahren des Pontifikats von Papst Franziskus sei eine neue Ära "der Öffnung und des Zusammenüberlegens statt des Abwehrens" angebrochen, so die Journalistin, die gerade ein neues Buch mit Aussagen von Papst Franziskus zu Frauen und Kirche veröffentlicht hat. Auf schnelle Änderungen hofft sie allerdings nicht: "Das ist ein Werk längeren Atems."
KNA 7.3.2016
"Damals war ich eine Exotin"
Katholische Kirche strebt nach mehr Frauen in Führungspositionen
Von Romina Carolin Stork (KNA)
Bonn (KNA) Frauen und Männer sind gleichberechtigt. Auf dem Papier jedenfalls. In der Arbeitswelt sieht das oft noch ganz anders aus, etwa bei der Besetzung von Führungspositionen. Hier stagniert der Frauenanteil, wie das Statistische Bundesamt aktuell berichtet. Und in der katholischen Kirche? Die ist, so die Meinung Vieler, noch ganz weit weg von der Gleichberechtigung. Schon deshalb, weil alle Weiheämter wie Diakon, Priester und Bischof für Frauen tabu sind und damit auch der Zugang zu den höchsten Führungspositionen.
Und doch betonen viele Kirchenmänner - beim Papst angefangen - immer wieder, wie wichtig Frauen für die Kirche sind. Seit neuestem wird sogar im Vatikan über eine Aufhebung des Predigtverbots nachgedacht. Die deutschen Bischöfe wollten es nicht bei netten Worten belassen und beschlossen bei ihrer Frühjahrsvollversammlung 2013 in Trier, mehr Frauen für kirchliche Leitungspositionen gewinnen zu wollen. Für alle natürlich, die nicht zwingend mit dem Weiheamt verbunden sind.
Was daraus geworden ist, soll nach fünf Jahren bilanziert werden. Daher liegen derzeit keine offiziellen Zahlen vor. Auf eine Umfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) antworteten 2015 13 der 27 Bistümer. Alle gaben an, mindestens eine Frau in einer oberen oder mittleren Leitungsposition zu beschäftigen. Durchschnittlich waren es demnach mehr als 10 pro Bistum.
Besonders aktiv in der Frauenförderung waren offenbar die Bischöfe, die neu in ein Bistum berufen wurden. In Passau etwa trat Bischof Stefan Oster im April 2014 sein Amt an und berief im Mai Monika Zieringer zur Leiterin der Pressestelle. Als Ordinariatsrätin hat sie Sitz und Stimme im wichtigsten Beratungsgremium des Bistums. Ebenfalls in Passau übernahm im Juli 2015 die Justiziarin der Diözese die Kanzlerschaft. Antonia Murr ist die erste Frau in der Bistumsgeschichte an der Spitze einer Hauptabteilung.
Im September 2014 wurde Kardinal Rainer Maria Woelki Erzbischof von Köln. Im April 2015 ernannte er Petra Dierkes zur ersten Leiterin der Hauptabteilung Seelsorge. Im September folgte die Berufung von Bernadette Schwarz-Boenneke zur Hauptabteilungsleiterin für den Bereich Schule und Hochschule. Schon als Erzbischof in Berlin hatte Woelki ab 2011 mehrere Frauen in Leitungspositionen berufen.
Kein Einzelfall, wie die letzte offizielle Statistik der Bischofskonferenz belegt: Zwischen 2005 und 2012 stieg der Frauenanteil in oberen Leitungsebenen von 5 auf 12,7 Prozent, in der mittleren Führungsebene von 13 auf 19,2 Prozent. Bereits 2002 machte Bischof Franz-Josef Bode Daniela Engelhard zur Leiterin des Seelsorgeamts im Bistum Osnabrück. "Damals war ich eine Exotin", resümiert Engelhard ihre Anfangszeit. In Deutschland habe es nur eine weibliche Kollegin im Bereich des Seelsorgeamtes gegeben. Die Bereiche Seelsorge und Pastoral waren Priestern vorbehalten. Ihrer Situation war sich Daniela Engelhard immer bewusst. "Es hat mir aber keine Probleme bereitet", erklärt sie. Grundsätzlich wurde sie von Kollegen und der Gemeinde offen aufgenommen; auch, wenn es für einige "gewöhnungsbedürftig" war, dass eine Frau diese Position bekleidet. "Ich habe aber sehr schnell erleben können, dass die Menschen sich daran gewöhnen." Vor allem durch die Zusammenarbeit mit Frauen würden Barrieren abgebaut.
Auch wenn es heutzutage alltäglicher ist, dass Frauen kirchliche Leitungspositionen besetzen, bleibt für Daniela Engelhard die Entwicklung in diesem Bereich eine wichtige Aufgabe. Denn Frauen, die kirchliche Führungspositionen übernehmen wollen und können, fallen nicht vom Himmel. Es brauche Weiterbildungsseminare und Führungskurse, vor allem aber die Ermutigung für Frauen, eine Leitungsposition anzustreben.
Die Bistümer Aachen, Bamberg, Essen, Hamburg, Hildesheim, Köln, Limburg, München und Freising, Münster und Trier bieten daher jetzt auch ein Mentoring-Programm für Frauen an, um sie auf Führungsaufgaben in der Kirche vorzubereiten. Erste Erfahrungen daraus sollen auch schon in die Evaluation in gut zwei Jahren einfließen.
KNA 7.3.2016
"Neue Ära der Öffnung"
Vatikan-Expertin Gudrun Sailer über Frauen in der Kirche
Von Stefanie Stahlhofen (KNA)
Vatikanstadt (KNA) Mehr als 750 Frauen arbeiten heute im Vatikan. Das hat die österreichische Journalistin und Autorin Gudrun Sailer recherchiert. Seit 13 Jahren ist sie Redakteurin beim Papstsender Radio Vatikan. Zum Weltfrauentag spricht sie im Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) über die Rolle der Frauen im Vatikan und in der katholischen Kirche.
KNA: Frau Sailer, am Weltfrauentag 2015 hat Papst Franziskus beim Angelus einen besonderen Gruß an die Frauen gerichtet. Wie wird der Weltfrauentag dieses Jahr im Vatikan begangen?
Sailer: Es gibt zum dritten Mal im Vatikan einen Kongress mit Katholikinnen aus der ganzen Welt. Einige von ihnen sprechen im Podium über ihren Dienst an den Mitmenschen, an Gott, an der Kirche. Vergangenes Jahr kamen bei einer Podiumsdiskussion dort auch deutliche Forderungen von Frauen an die Kirche zur Sprache. Dass das in dieser Offenheit geschehen kann, ist auch der Geist des Pontifikats von Papst Franziskus.
KNA: Welche Forderungen gibt es da?
Sailer: Das Grundproblem für Frauen in der Kirche heute ist, dass sie oft nicht wahrgenommen werden, weil immer noch ein stark hierarchisches Denken herrscht. Ich kann das an einem Beispiel verdeutlichen. Bei Radio Vatikan sind die Hälfte der journalistischen Mitarbeiter Frauen. Vor kurzem gab es hier eine feierliche Messe, bei der Fürbitten, Lesungen, alles von Männern vorgetragen wurde. Bei so viel weiblicher Präsenz immer noch Frauen zu übersehen, fand ich eine schwache Leistung. Das lässt sich auf viele Ebenen und Ortskirchen übertragen.
KNA: Weltfrauentag im Vatikan, ist das überhaupt Anlass zu feiern für die Frauen dort?
Sailer: Solange man sich nicht selbst feiert, sondern sich öffnet - das gilt jetzt ganz allgemein - ist es immer ein Anlass zu feiern. Zum anderen gilt: Mehr Wahrnehmung für die Frauen schadet nicht. Und zwar auf allen Ebenen der Kirche. In unserer Ortskirche in Deutschland und Österreich gibt es ein wachsendes Bewusstsein unter den Bischöfen, dass dringend etwas getan werden muss, um Frauen stärker gerecht zu werden und sie mehr in Entscheidungsprozesse einzubeziehen. In Indien, wo beispielsweise weibliche Föten gezielt getötet werden, geht es um ganz andere Probleme. Ich denke, es ist sehr wichtig, dass die ganze Bandbreite weiblicher Anliegen im Vatikan zur Sprache kommt.
KNA: In Ihrem aktuellen Buch "Papst Franziskus. Keine Kirche ohne Frauen" legen Sie alle bisherigen Stellungnahmen des Papstes zum Thema Frau vor. Die Hinführung bietet einen Blick auf die Lage von Frauen im Vatikan. Wie sieht es da aktuell aus?
Sailer: Der Frauenanteil im Vatikan liegt bei mittlerweile fast 20 Prozent. Frauen sind anteilsmäßig hoch in Ebenen vertreten, die einen akademischen Abschluss benötigen, zum Beispiel Archivarinnen, Journalistinnen, Restauratorinnen, Kunsthistorikerinnen. Es gibt auch Abteilungsleiterinnen in einzelnen Behörden. Aber in Ämtern, die mit hoher Verantwortung verbunden sind, gibt es nur wenige Frauen. Da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben. Welche Jobs Frauen im Vatikan haben, ist aber nur eine Seite der Medaille. Papst Franziskus hat ganz deutlich gesagt, wir dürfen uns nicht darauf beschränken, mehr weibliche Abteilungsleiterinnen zu fordern. Die Frau in der Kirche ist mehr. Und sie ist auch mystisch mehr. Es heißt 'die' Kirche und nicht 'der' Kirche. Die Kirche ist Frau. Die Kirche ist Mutter. Was das heute heißt, auch auf theologischer Ebene, das haben wir überhaupt noch nicht begriffen.
KNA: Dabei spricht auch der Papst immer wieder dieses Thema an. Warum tut sich nicht mehr?
Sailer: Ich denke, Papst Franziskus hat es in den drei Jahren, die er jetzt im Amt ist, wirklich geschafft, dieses Feld zu öffnen. Er regt an: Wir überlegen zusammen und dann sehen wir, in welche Richtung der Geist diese Sache weht. Das ist ein Werk längeren Atems. Aber trotzdem ist jetzt eine neue Ära angebrochen: Eine Ära der Öffnung und des Zusammenüberlegens statt des Abwehrens.
KNA: Franziskus sagt, Priesterinnen oder Kardinälinnen wird es nicht geben. Was könnte bei diesen Überlegungen dann herauskommen?
Sailer: Eine Krux liegt im Kirchenrecht. Ausschließlich Priester dürfen rechtlich bindende Entscheidungen über andere Priester treffen. Aber es gibt Vorschläge, dass Kirchenrechtler und - rechtlerinnen gemeinsam Spielräume für Laien suchen. Nicht für alle Posten, die heute von Priestern übernommen werden, ist die Weihe wirklich nötig. Eher für wenige. Es gibt auch den Vorschlag, eine neue Funktion für Frauen in der Kirche zu schaffen. Das Kardinalat ist im 11. Jahrhundert entstanden - als ein Amt der Kirche, nicht von Jesus eingesetzt. Es wäre denkbar, ein solches neues Beratungsamt für Frauen zu schaffen. Das wäre nach Ansicht vieler Theologinnen und Christinnen eine sehr gute Möglichkeit, das Wissen der Frauen und ihre weibliche Identität, Wahrnehmung und Erfahrung in der Kirche besser zur Geltung zu bringen. Ich denke, es wäre gut, ein solches Amt zu schaffen und zu sehen, wie es sich entwickelt. Auch das Kardinalat ist in einer bestimmten historischen Lage entstanden, als Antwort auf einen Bedarf. Heute hat die Kirche Bedarf daran, mehr auf den Rat von Frauen zu hören.
KNA 3.3.2016
Vatikanzeitung nimmt Predigt von Frauen in den Blick
Vatikanstadt (KNA) In einem ungewöhnlichen Schritt hat die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" die Frauenpredigt in der katholischen Kirche ins Gespräch gebracht. In drei Gastbeiträgen in der Märzausgabe der Sonderbeilage "Frauen - Kirche - Welt" erörtern zwei Ordensfrauen und der in Italien prominente Klostergründer Enzo Bianchi die Möglichkeit, Frauen stärker in die Verkündigung einzubinden. Nach dem geltenden Kirchenrecht ist die Auslegung des Evangeliums in der Messfeier Priestern und Diakonen vorbehalten.
In der Kirchengeschichte fänden sich genug Beispiele, dass Laien, darunter zahlreiche Frauen, den Predigtdienst ausgeübt hätten, schreibt der Gründer der ökumenischen Kommunität von Bose, Enzo Bianchi. Dies sei auch noch nach dem offiziellen Verbot durch Papst Gregor IX. (1227-1241) der Fall gewesen. "Das Thema ist delikat, aber wir müssen es dringend angehen", so der Theologe. Die Wertschätzung der Laienpredigt wäre aus seiner Sicht ein "entscheidender Schritt" für eine größere Teilhabe insbesondere von Frauen in der Kirche.
Die französische Dominikanerin und Buchautorin Catherine Aubin führt an, Jesus habe in einer Zeit des rigorosen Patriarchats gerade den Frauen eine Stimme gegeben. Heilige wie Hildegard von Bingen (1098-1179) hätten die Verkündigung in charismatischen Predigten vorangetragen, so die Theologin.
Die Kirche müsse den Reichtum ihrer Gemeinschaft ausschöpfen und Offenheit zeigen. Das Verkünden der Botschaft Jesu könne keine Frage von Reglementierungen und Gesetzen sein, sondern wurzele in der Freude und dem Drang, seinen Mitmenschen davon mitzuteilen - "wie ein Fluss, der sich nicht am Fließen hindern lässt". Die schwedische Dominikanerin Madeleine Fredell schreibt, sie könne praktisch überall predigen, "manchmal sogar in der lutherischen Kirche", nicht jedoch in einer katholischen Messe.
Gleichwohl sei sie überzeugt, dass die Stimme von Frauen in der Predigt einer Eucharistiefeier die katholische Liturgie "bereichern" könne. Hoffnungen knüpft sie an die "Transformation der Kirche", die Papst Franziskus auf den Weg gebracht habe. Es gebe "noch viel zu tun, um Frauen in der katholischen Kirche die gleiche Stimme zu geben", so Fredell. Katholikin und Feministin zu sein, müssten dabei "nicht zwangsläufig in Konflikt stehen".
Das katholische Kirchenrecht sieht für Laien - Männer wie Frauen - die Möglichkeit zu predigen vor, jedoch nach Maßgabe der jeweiligen nationalen Bischofskonferenz. Die "Homilie" genannte Auslegung des Evangeliums und der christlichen Glaubensinhalte in der Messfeier dürfen hingegen nur Priester und Diakone halten. In der Praxis wird jedoch nicht immer eine Grenze zwischen dieser Homilie und anderen Wortbeiträgen katholischer Laien gezogen.
KNA 3.3.2016
Die Frau schweigt nicht mehr in der Gemeinde
Die Zeitung des Papstes macht Frauenpredigt zum Thema
Von Burkhard Jürgens (KNA)
Vatikanstadt (KNA) Leise, fast unbemerkt erhebt sich im Vatikan ein frischer Hauch in der Frauenfrage: Der "Osservatore Romano", immerhin halbamtliches Blatt des Papstes, thematisiert in einer aktuellen Sonderbeilage die Predigt von Frauen im katholischen Gottesdienst. Als Anwalt für eine solche Möglichkeit tritt neben zwei Ordensfrauen der Theologe und Klostergründer Enzo Bianchi auf - ein Autor, der alles andere ist als ein publizistisches Leichtgewicht in Italien: Laien auf der Kanzel wären ein "entscheidender Schritt" zu mehr Teilhabe von Frauen, schreibt er. Und weiter: "Das Thema ist delikat, aber wir müssen es dringend angehen."
Wie delikat - das erschließt sich vor dem Hintergrund des letzten großen Vatikan-Dokuments zum Thema, der "Instruktion zu einigen Fragen über die Mitarbeit der Laien am Dienst der Priester". Diese 1997 erschienene Anweisung legt fest, Predigten könnten "Laien als 'Ersatz' für geistliche Amtsträger oder wegen besonderer nützlicher Gründe" gestattet werden. Stets handle es sich jedoch um einen "Ausnahmefall", nie um ein Recht wie jenes der Bischöfe oder eine Befugnis wie die für Priester und Diakone.
Dagegen bricht Bianchi im "Osservatore" nun eine Lanze für Nichtgeweihte: Deren Predigtwort würde, zumal wenn es von Frauen käme, der Gemeinde "andere Akzente" zu Gehör bringen. Freilich soll auch nach Bianchi, Gründer der ökumenischen Gemeinschaft von Bose, alles geordnet zugehen: Wer predigt, müsse entsprechend begabt, geschult und vom Bischof beauftragt sei. Und: Da die Eucharistiefeier eine geschlossene Einheit bilde und nur einen einzigen Vorsitz kenne, solle ein Laie vor der Predigt den Segen des vorstehenden Priesters erbitten.
Als Anknüpfungspunkt für eine Weiterentwicklung der Praxis verweist Bianchi auf eine alte Sondergenehmigung der Deutschen Bischofskonferenz. Diese erhielt 1973 nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil von Paul VI. probehalber die Möglichkeit einer Predigt-Beauftragung für Laien. Diese wurde dann insbesondere von den Pastoralreferenten ausgefüllt. Bianchi lässt in seinem Artikel die Unterscheidung zwischen Predigt und der sogenannten Homilie in der Messe außer Acht; erstere steht als unspezifische geistliche Ansprache auch Laien offen, letztere ist als Auslegung der Heiligen Schrift und der Glaubenslehre geweihten Männern vorbehalten.
Dass nun ausgerechnet die Vatikanzeitung dem Plädoyer Raum gibt, weiblichen wie männlichen Laien in katholischen Messen den Zugang zum Predigtpult zu eröffnen, gibt dem Beitrag beachtliches Gewicht. Denn die Instruktion von 1997 - unterzeichnet unter anderem vom Glaubenspräfekten Joseph Ratzinger - hatte dieser Praxis einen Riegel vorzuschieben versucht: "Jegliche frühere Norm", die Laien diese Verkündigung gestattete, sei "als aufgehoben anzusehen".
Allerdings ließ die Instruktion Fragen offen: Inwiefern ist die Homilie "Teil der Liturgie selbst", nicht aber die Predigt? Was bedeutet die Maßgabe, "Einführungen und Zeugnisse" von Laien in der Messe dürften "keine Merkmale aufweisen, die zu Verwechslungen mit der Homilie führen können"? Vor allem in der Schweiz, wo predigende Frauen im Talar in manchen Gemeinden gang und gäbe sind, sorgte das Papier aus Rom damals laut der Schweizer Bischofskonferenz für "Betroffenheit und Bestürzung". Die Instruktion enthalte ein Kirchenbild, das mit der gewachsenen Rolle von Laien und damit auch Frauen schwer in Einklang zu bringen sei.
Jetzt verweist Bianchi darauf, dass im Mittelalter das Predigtrecht selbstverständlich an einfache Gläubige vergeben wurde; er erinnert an Hildegard von Bingen (1098-1179), die von Bischöfen sogar um ihr geistliches Wort im Gottesdienst gebeten wurde - und die Benedikt XVI. zur Kirchenlehrerin erhob.
Die schwedische Dominikanerin Madeleine Fredell beklagt in ihrem Beitrag für den "Osservatore", sie könne zwar in lutherischen Kirchen predigen, nicht jedoch in einer katholischen Messe. Es gebe "noch viel zu tun, um Frauen in der katholischen Kirche die gleiche Stimme zu geben". Auch Katholikin und Feministin zu sein, müsse dabei "nicht zwangsläufig in Konflikt stehen". Die französische Ordensschwester Catherine Aubin beruft sich auf Jesu Eintreten für Frauen in einer Zeit des rigorosen Patriarchats. Seine Botschaft, schreibt sie in der Vatikanzeitung, könne keine Frage von Reglementierungen und Gesetzen sein, sondern entspringe der Freude und dem Drang zur Mitteilung - "wie ein Fluss, der sich nicht am Fließen hindern lässt".
KNA 3.3.2016
"Die Verkündigung ist Aufgabe aller Getauften"
Theologe plädiert in Vatikanzeitung für die Frauenpredigt
Vatikanstadt (KNA) Aus dem Vatikan selbst kam jüngst ein Diskussionsanstoß zum Thema Frauenpredigt während der Messfeier. Die Vatikanzeitung "Osservatore Romano" widmete sich dieser Forderung mit gleich drei Gastbeiträgen. Zwei Dominikanerinnen und der in Italien prominente Klostergründer und Theologe Enzo Bianchi plädierten in der Märzausgabe der Sonderbeilage "Frau – Kirche - Welt" für die Zulassung von Laien, auch Frauen, zur Predigt. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) dokumentiert die wichtigsten Auszüge aus Bianchis Artikel in einer eigenen Übersetzung:
Es gibt einen entscheidenden Weg zur Wertschätzung der Frau in der Kirche, eine Möglichkeit, die die Gläubigen, Männer und Frauen, insgesamt mehr in den Blick nimmt, eine in der Kirchengeschichte bereits erfahrene und praktizierte Möglichkeit, die trotz der aktuellen Kirchendisziplin in vielen Ortskirchen präsent ist: die Wortergreifung durch die Gläubigen, Männer wie Frauen, während der liturgischen Feier, (...), die man schlicht als Predigt bezeichnen kann. Das Thema ist delikat, aber ich denke, dass man sich ihm dringend widmen muss, wenn auch an dieser Stelle nur kurz. Dies würde sicherlich mit Blick auf alle Gläubigen, aber vor allem mit Blick auf die Frauen, einen fundamentalen Wandel in ihrer Teilhabe am kirchlichen Leben bedeuten.
Vor allem wird damit anerkannt, dass in den vergangenen Jahrzehnten das Bewusstsein dafür gewachsen ist, dass alle Getauften der Mission geweiht sind und dass die Verkündigung des Evangeliums eine Verantwortung ist, die alle einbezieht. Nicht zufällig sind Laienprediger in der Mission so präsent und zahlreich.
(...) Aus der Geschichte wissen wir, dass Laien selbst im liturgischen Bereich zur Predigt zugelassen waren und im Mittelalter auch einige Frauen vom Papst oder dem Bischof dieses Recht erhielten. Vor dem Verbot der Laienpredigt durch Gregor IX. (1228) gab es unter den verschiedenen Formen des Predigens auch jene, die ein mandatum predicazione (Predigermandat) für einfache Gläubige vorsah.
(...) Es wäre auf jeden Fall wichtig, Laien, Männern und Frauen, unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit zu geben, bei liturgischen Feiern das Wort zu ergreifen, ohne die traditionelle Lehre der Kirche zu verändern. Vor allem besteht die absolute Notwendigkeit bei einem vom Bischof an einen Gläubigen, Mann oder Frau, übertragenen (auch zeitlich befristeten) mandatum praedicandi, dass er oder sie ausgebildet ist und das Charisma des Predigens besitzt. Zweitens: Weil die Eucharistiefeier ein in sich geschlossener kultischer Akt ist, der nur von einem geleitet wird, muss der Priester demjenigen, der vom Bischof die Predigtbefugnis erhalten hat, am Predigtpult den Segen erteilen und ihn so rituell damit beauftragen.
Ohne Charisma und ohne Chirotesie, eine Form des Handauflegens, die eine Segnung bedeutet, kein Sakrament, ist der Dienst des Wortes in der Liturgie nicht möglich, der immer das Geschenk des Charismas und die bischöfliche Autorisierung erfordert.
KNA 10.3.2016
Papst-Exerzitienleiter bemängelt fehlende Frauen im Vatikan
Vatikanstadt (KNA) Papst Franziskus ist von seinem Exerzitienleiter wegen fehlender Frauen in der vatikanischen Führungsebene ins Gebet genommen worden. Wenn Jesus ihn fragen würde: "Siehst du diese Frau?", dann müsse er antworten: "Nein, Herr, hier sehe ich nur Männer", sagte der italienische Priester Ermes Ronchi laut Radio Vatikan (Mittwoch) in einer Meditation für den Papst und seine leitenden Mitarbeiter in Ariccia bei Rom.
"Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass hier eine Leere ist, die nicht der Wirklichkeit der Menschheit und der Kirche entspricht", sagte Ronchi weiter. Anlässlich des Weltfrauentages am Dienstag erinnerte der Geistliche daran, dass viele Frauen Jesus gefolgt waren und ihm gedient hatten. Franziskus hatte mehrfach erklärt, dass er sich Frauen in vatikanischen Führungspositionen vorstellen könne. Bisher leiten jedoch weiter ausschließlich Männer die vatikanischen Behörden. Ronchi sagte, der Heilige Geist verteile seine Gaben, "ohne auf das Geschlecht der Menschen zu sehen".
Franziskus hat sich bis Freitag mit seinen leitenden Mitarbeitern in den 30 Kilometer südöstlich von Rom in den Albaner Bergen gelegenen Ort Ariccia zu den traditionellen Exerzitien in der Fastenzeit zurückgezogen.
Zuletzt geändert am 11.03.2016