18. - 20. März 2005 in Erfurt
17. öffentliche Bundesversammlung „Was hat der Westen versäumt, vom Osten zu lernen?”
Der Grundtenor, vor allem vertreten von Pfr. Bernd Winkelmann, Mitbegründer des Neuen Forums und Runden Tisches im Bezirk Suhl, lautete, dass sowohl der Osten als auch der Westen eine einmalige Gelegenheit versäumt hat, voneinander zu lernen und die positiven Seiten des jeweils anderen anzuerkennen und zu übernehmen. So fand statt einer Wiedervereinigung eine Übernahme statt. Für die Menschen im Osten bedeutete dies ein völliges Umkrempeln des Lebens während sich für die Menschen im Westen kaum etwas veränderte.
Monika Doberschütz vom 1969 gegründeten kirchen- und gesellschaftskritischen Aktionskreis Halle bedauerte, dass es zu einer Abqualifizierung der Lebensart im Osten kam. Gut funktionierende Einrichtungen, die beispielsweise die Berufstätigkeit von Frauen unterstützt haben und die es in dieser Form im Westen nicht gab, seien ohne Not aufgegeben worden.
Für Heinz Gunkel, Offizial und Ökumenereferent des Bistums Erfurt, stellte sich die Problematik in dieser Form nicht. Er stellte darauf ab, dass es wenig Sinn mache, sich gegenseitig Versäumnisse vorzuwerfen. Viel wichtiger sei es für jeden Einzelnen, sich auf die Situationen einzustellen, zu sehen, was ist und daraus etwas zu machen.
Pfarrer Winkelmann beleuchtete die Problematik auch aus der Sicht der Bürgerbewegung Pfarrer Winkelmannund merkte an, dass die Chance verpasst worden sei, das Grundgesetz mit den Erfahrungen der Bürgerrechtsbewegung zu verändern, so wie es mit der Konzeption einer Verfassung der DDR geplant war, Weder Sozialismus noch Kapitalismus sind Entwürfe für ein menschliches Miteinander, zu suchen ist der dritte Weg, was dadurch erschwert wird, dass der Kapitalismus und die Globalisierung keine konkurrierenden Konzepte mehr haben.
Einig war man sich, dass die Vergangenheit nicht mehr rückgängig gemacht werden kann und es darauf ankommt, für die gemeinsame Zukunft zu lernen. Dazu forderte Pfarrer Winkelmann mehr Mut für alternative Entwürfe und eine klarere Trennung von Staat und Kirche ein. Insbesondere im Amtskirchenverständnis müsse Kirche stärker von den Gemeinden her gedacht werden.
10 Jahre KirchenVolksBewegung
Hans Peter Hurka, Vorstand der österreichischen Plattform Wir sind Kirche, die 1995 das erste KirchenVolksBegehren initiierte, informierte über die zentralen Veranstaltungen in Österreich. Am 23. April 2005 findet in Wien das Symposium "10 Jahre Kirchenvolks-Begehren, eine kritische Standortbestimmung" statt mit einem Grußwort von Bischof Jacques Gaillot. Die Internationalität der KirchenVolksBewegung steht am 25./26. Juni 2005 in Innsbruck im Zentrum u.a. mit einem Gottesdienst unter dem Motto: "Brecht das Brot und nicht die Menschen". Begleitet werden die Veranstaltungen durch verschiedene Aktionen wie z.B. "Presseaussendungen, die der Vatikan leider noch nicht versendet hat (www.we-are-church.org/at/)".
Christian Weisner vom Bundesteam der deutschen KirchenVolksBewegung stellte die Programmplanung zur Gestaltung des 10. Jahrestages der KirchenVolksBegehren vor, die eine zentrale Veranstaltungen in Verbindung mit der 18. Bundesversammlung vom 28. bis 30. Oktober 2005 in Köln vorsieht. An Materialien werden derzeit u.a. vorbereitet: eine Chronologie sowie ein bilanzierender Text, Worte der Ermutigung von prominenten Persönlichkeiten, eine Meinungsumfrage zu den Punkten der KirchenVolksBewegung in Zusammenarbeit mit der Schweizer Herbert-Haag-Stiftung, eine Anfrage bei allen katholischen TheologieprofessorInnen Deutschlands sowie eine aktualisierte Bibliographie zu den Themen der KirchenVolksBewegung. Ergänzt wurden die Programmankündigungen durch die Planungen aus den Diözesen.
Berichte
Von der Arbeitsgruppe Kirchensteuern wurde ein umfangreiches Papier erarbeitet, das die Grundlage für das Frühjahrs-Info "Mit Kirchensteuern die Kirche steuern?" der KirchenVolksBewegung bildete. Darin ist die Forderung enthalten, dass die Verwendung der Kirchensteuern transparenter nachgewiesen werden und die Beteiligung der Diözesanräte an der Gestaltung und Verabschiedung der Haushalte intensiviert werden muss.
Arbeitsschwerpunkte der bundesweiten KirchenVolksBewegung für 2005 sind die Präsenz auf dem Evangelischen Kirchentag in Hannover sowie die kritische Begleitung des Weltjugendtages in Köln. In Vorbereitung ist die Beteiligung am Katholikentag 2006 in Saarbrücken (s.a. die Informationen aus dem letzten Rundbrief).
Siegbert Maier-Borst informierte über den Jahresabschluss 2004 des Fördervereins Wir sind Kirche und den Finanzplan für das Jahr 2005.
Die Eucharistie: Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens?
Nach einer Einführung durch Karl Graml vom Bundesteam fand am Sonntagmorgen in Arbeitsgruppen ein intensiver Austausch über die Bedeutung der Eucharistie für jede(n) einzelnen statt. Das Thema Eucharistie steht in diesem Jahr im Zentrum kirchlichen Lebens. Für die vom 2. bis 29. Oktober 2005 geplante Weltbischofssynode hat die deutsche KirchenVolksBewegung fristgemäß eine eigene Stellungnahme (www.we-are-church.org/de/wsk/doku /d_2005_eucharistie/index.htm) an den Vatikan geschickt, da die deutschen Bischöfe trotz der Aufforderung aus Rom das Kirchenvolk nicht beteiligt haben. Die KirchenVolksBewegung will die Synode kritisch begleiten.
Weltgebetstag der Frauenordination
Gottesdienst anläßlich des Weltgebetstags zur Frauenordination vor dem Erfurter DomAm Sonntag ging die Bundesversammlung mit einem öffentlichen Gottesdienst auf dem Domplatz in Erfurt anlässlich des Weltgebetstags für Frauenordination am 25. März zu Ende. Darin mahnte die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche die Erfüllung der Forderung nach Zugang für Frauen zu allen kirchlichen Ämtern in der römisch-katholischen Kirche an. Der Gottesdienst wurde von der Aktion Lila Stola, einer Arbeitgruppe der KirchenVolksBewegung, vorbereitet und durchgeführt.
Impression von dem Gottesdienst vor dem Dom
Die nächste Bundesversammlung zum zehnjährigen Bestehen der KirchenVolksBewegung in Deutschland findet vom 28. bis 30. Oktober 2005 in Köln statt.
Das Protokoll und ein ausführlicher Bericht zur Diskussion folgen.
Christian Lauer und Christian Weisner
Zuletzt geändert am 19.11.2007