14. - 16. März 2003
13. öffentliche Bundesversammlung in Berlin
- unter diesen Leitthemen trafen sich Delegierte aus vielen deutschen Diözesen und Gäste zur 13. öffentlichen Bundesversammlung der KirchenVolksBewegung vom 14. bis 16. März 2003 in Berlin. Symbolträchtiger Tagungsort war die Diakoniestiftung Lazarus in der Bernauer Straße, wo die Reste der ehemaligen Mauer noch heute deutlich sichtbar sind.
Der Freitag Abend stand ganz im Zeichen der Begegnung mit der Evangelischen Gemeinde am Prenzlauer Berg Nord. Gemeinsam mit dieser Gemeinde werden die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche und die Initiative Kirche von unten während des ersten Ökumenischen Kirchentages (ÖKT) die beiden ökumenischen Gottesdienste mit der Einladung zur wechselseitigen Teilnahme an der Eucharistie bzw. am Abendmahl feiern. Der intensive Gedankenaustausch hat bei allen die Absicht bekräftigt, trotz der Vorbehalte der Kirchenleitungen und Kirchentagsveranstalter an der Einladung zur eucharistischen Gastfreundschaft fest zu halten.
Der Samstag Morgen galt der konkreten Vorbereitung der Veranstaltungen und Aktionen der KirchenVolksBewegung auf dem ÖKT, der vom 28. Mai bis 1. Juni 2003 in Berlin stattfinden wird. Für den Informationsstand auf der "Agora", die organisatorische Begleitung der Veranstaltungen und die großen Verteilaktionen werden noch zahlreiche Helferinnen und Helfer gesucht, um auch diesen Kirchentages erfolgreich gestalten zu können.
Breites Interesse auch von Gästen aus Berlin und der Presse fand die Diskussion "Quo vadis, Ökumene?" am Samstag Nachmittag. Das Podiumsgespräch zwischen Wolf-Michael Catenhusen, Präsidiumsmitglied des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Josef Funk von dem 1966 von liberalen Katholiken gegründeten "Bensberger Kreis" und Prof. Dr. Hans Joachim Meyer, Präsident des Zentralkomitees deutscher Katholiken sowie katholischer Präsident desÖkumenischen Kirchentages, wurde von Philipp Kessler, Journalist der "Tageszeitung" moderiert. Während Catenhusen und Meyer vor allem ihre Hoffnung auf die Entwicklungen der Zukunft setzten und damit die derzeitigen Positionen der Kirchentagsveranstalter vertraten, setzte sich Funk für baldige Fortschritte in der Abendmahls- und Ämterfrage im Sinne der Forderungen des Kirchenvolks ein.
Nach Ansicht von Catenhusen würde das gemeinsame Abendmahl auf dem Ökumenischen Kirchentag derzeit noch beide Seiten überfordern. Er hoffe jedoch, irgendwann mit Einverständnis des katholischen Ortsbischofs zusammen mit seiner katholischen Frau an einer Eucharistiefeier teilzunehmen. Meyer betonte, dass es nach wie vor grundsätzliche Unterschiede im Abendmahlsverständnis der evangelischen und der katholischen Kirche gebe. Er hoffe jedoch, dass zahlreiche Vorschläge zur Einführung der eucharistischen Gastfreundschaft etwa bei Ehepartnern in konfessionell verschiedenen Ehen in Zukunft ein höheres Maß an Anerkennung fänden. Josef Funk nannte den Streit um ein gemeinsames Abendmahl "überflüssig", weil die wechselseitige Gastfreundschaft von vielen Theologen und Theologinnen unterstützt werde und die Kirchenbasis dies ohnehin schon praktiziere.
In der anschließenden Diskussion forderten die Zuhörerinnen und Zuhörern vehement die Berücksichtigung des "sensus fidelium" (Glaubenssinn des Kirchenvolkes) besonders von der römisch katholischen Kirche ein. Das ZdK wurde aufgefordert, dies auch gegenüber den Bischöfen zu vertreten, da die katholische Kirche in Deutschland wegen der von hier ausgegangenen Trennung eine besondere Verantwortung habe.
Die Bundesversammlung hat die deutschen Bischöfe aufgefordert, sich für eine menschenwürdige Behandlung der sieben im vergangenem Jahr geweihten Frauen und für die Aufhebung des Can 1024 des CIC ("Die heilige Weihe empfängt gültig nur ein getaufter Mann.") einzusetzen. Ein weiterer Beschluss befürwortete die Kooperation der Frauen in der KirchenVolksBewegung / "Aktion-Lila-Stola" mit dem Projekt "Sarah-Hagar" des interreligiösen Dialogs.
Ausgehend von der Diskussion über den Artikel "Am ausgestreckten Arm verhungern?" von Peter Rosien in Publik-Forum wurde beschlossen, auf der übernächsten Bundesversammlung (Frühjahr 2004) über die Bildung einer Plattform zur Erneuerung der katholischen Kirche zu diskutieren.
Am Samstag Abend nahmen die Delegierten an der Berliner Lichterkette gegen den Irak-Krieg teil. Der "Markt der Ideen" am Sonntag Morgen gab Einblicke in die vielfältige Arbeit einzelner Diözesan- und Arbeitsgruppen.
In der Gethsemane-Kirche, einer der vier Kirchen der Gemeinde Prenzlauer Berg Nord, nahmen die Delegierten am Sonntagsgottesdienst teil, bei dem ausdrücklich alle Christen und Christinnen zum Abendmahl eingeladen wurden. Mit der sich anschließenden anregenden Gesprächsrunde mit den Gemeindemitgliedern ging die Bundesversammlung zu Ende.
Die nächste Bundesversammlung findet vom 24. bis 26. Oktober 2003 in Frankfurt am Main statt.
Zuletzt geändert am 12.10.2006